Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Ausklang des Kampfes vor Verdun. 
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zember nach sorgfältiger Vorbereitung stärkere Stoßtrupps dreier Divisionen 
in verschiedene Teile der französischen Stellung ein und brachten eine 
größere Anzahl Gefangener zurück. Gleichzeitig nahm die 10. Reserve- 
Division in demselben Abschnitt französische Gräben und hielt sie gegen 
Rückeroberungsversuche; auch sie machte eine größere Anzahl Gefangener. 
Für das Ostufer wurde trotz der Sorge, daß der Feind seine Angriffe 
fortsetzen werde, eine Zeit lang der Plan eines Gegenangriffs erwogen. 
General Ludendorff hatte bei seiner Anwesenheit in Stenay') am 
19. Dezember auf den ihm gehaltenen Vortrag hin in Übereinstimmung 
mit dem Heeresgruppen-Kommando die Ansicht ausgesprochen, daß die 
Linie Vacherauville—Höhe 378, also ein wesentlicher Teil des verlorenen 
Geländes, wiedergenommen werden müsse, schon um den Flügel der 
Stellungen westlich der Maas zu schützen. Auch General von Gallwitz 
sprach sich in einem Bericht vom 30. Dezember deutlich für solchen Angriff 
aus; es sei nötig, den Erfolg des Feindes vom 15. Dezember durch einen 
Gegenschlag wieder wettzumachen. Er wollte sich aber mit dem nordöstlichen 
Teil des Pfeffer-Rückens und Louvemont als Ziel begnügen, auf Vacherau- 
ville und die Höhe 378 jedoch verzichten, um nicht wieder in taktisch 
ungünstige Stellungen zu kommen. Dazu forderte er an Verstärkung sechs 
frische Infanterie-Regimenter und 25schwere Batterien. Denselben Stand- 
Punkt nahm er am 3.Januar auf die Frage der Heeresgruppe ein, 
wie an der Armeefront „wesentlich günstigere Verhältnisse geschaffen 
werden könnten und eine dauernde Verminderung des Kräfteverbrauchs zu 
erreichen wäre". Sein Gesamturteil lautete dabei: „Wenn sich die Oberste 
Heeresleitung nicht zu einer durchgreifenden Loslösung von Verdun ent- 
schließen will — eine solche dürfte jetzt weder mit Rücksicht auf den mora- 
tischen Eindruck, noch auf den Zustand der ehemaligen Ausgangsstellung zu 
empfehlen sein —, so hält man besser das Bestehende fest." Teilweises 
Zurückgehen bringe keinesfalls Nutzen. Stehenbleiben erfordere aber auch 
Stellungsverbesserung durch Angriff im bisherigen Abschnitt des 
VII. Reservekorps, den inzwischen das V.Reservekorps (Generalleutnant 
von Garnier) übernommen hatte. Vom Ausgang und Kräfteverbrauch des 
Angriffs hänge es ab, mit wie starken Kräften man künftig dort auskommen 
könne, ob mit einfacher Ablösung (zweimal drei Divisionen) oder doppelter 
(dreimal drei Divisionen). Zunächst aber müßten, ob der Angriff nun 
erfolge oder nicht, die Nachschubverhältnisse gebessert werden, die jetzt kaum 
den Tagesbedarf für die Truppen zu leisten imstande seien. 
Kronprinz Wilhelm stimmte diesem Bericht im ganzen zu. 
Als Cndlösung schlug er aber Zurückgehen in die Ausgangsstellung vor, da 
') S. 165.
	        
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