Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Vrussilow-Osfensive. 
Bataillone auf vollen Stand sogar um 877 000 überlegen sei. Diese über- 
legenheit sei nördlich der Rokitno-Sümpfe eine doppelte, südlich betrage sie 
nur ein Sechstel. 
i«.April. Am 14.April fand eine Besprechung unter Vorsitz des 
Zaren in Mogilew statt. Dabei trug General Alexejew auf Grund 
seiner Denkschrift folgenden Plan vor: Bei Verstärkung durch die I.Armee 
wird die Nordfront dem Gegner an Zahl fünffach überlegen sein. Sie stößt 
mit vier Korps von Riga auf Mitau vor. Einige Tage später greift die 
Westfront, an Zahl dem Gegner sechsfach überlegen, auf Wilna an; 
nötigenfalls wird sie durch die hinter ihr bereitstehenden Garden noch ver- 
stärkt. Die Südwestfront sucht des Gegners Aufmerksamkeit abzulenken 
und richtet sich darauf ein, von Rowno aus anzugreifen, sobald die Offen- 
sive nördlich der Rokitno-Sümpfe im Gange ist. 
Der Hauptangriff sollte also wiederum der Westfront zufallen. Die 
Generale Kuropatkin und Cwert, Oberbefehlshaber der Nord- und der 
Westfront, brachten aber ernste Bedenken vor'). Beide standen unter dem 
srischen Eindruck ihrer bisherigen völlig erfolglosen Angriffe. Die deutschen 
Stellungen, so legten sie dar, seien so stark ausgebaut und so tief gegliedert, 
daß neuer Angriff nur bei ähnlichem Einsatz an schwerer Artillerie aus- 
sichtsreich sei, wie sie der Gegner für seine Angriffe verwende. Dazu 
erklärte der ebenfalls anwesende Kriegsminister General Schuwajew2), daß 
er Munition für leichte Geschütze in der gewünschten Menge zur Ver- 
sügung stellen könne, auf schwere Geschütze und deren Munition sei aber 
in dem geforderten Umfange einstweilen überhaupt nicht zu rechnen, jeden- 
falls im Sommer 1916 nicht mehr. Unter diesen Umständen hielt es 
General Cwert, der schon vor der Besprechung vergeblich acht Korps als 
Verstärkung verlangt hatte, um den Angriff wieder aufzunehmen, für das 
beste, so lange in der Abwehr zu bleiben, bis man über ausreichende schwere 
Artillerie mit reichlicher Munition verfüge. Auch sprach er sich gegen den 
Angriff an zwei räumlich weit getrennten Stellen aus; man müsse sich für 
eine Stelle, entweder an der Nord- oder an der Westfront, entscheiden. 
Für letztere forderte er eine Vorbereitungszeit von mindestens einem, besser 
zwei Monaten. 
Ganz anders äußerte sich General Brussilow, seit Anfang April 
Oberbefehlshaber der Südwestfront°). Cr hielt jedes Abwarten für uner¬ 
') A. A. Brussilow, „Meine Erinnerungen", S. 165 ff. 
2) Seit 29. März Nachfolger des Generals Poliwanow, der aus innerpolitischen 
Gründen entlassen wurde (Knox, a. a. O., S. 412). 
3) Vorher Oberbefehlshaber der 8. Armee. Der bisherige Oberbefehlshaber der 
Südwestfront, General Iwanow, war zur Person des Zaren getreten.
	        
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