Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Brussilow-Offensive. 
Ende Mat/ Zeit gebrauchen würden — auch auf entsprechende Verstärkung seiner Front 
Anfang Juni, j,urch deutsche Truppen rechnen dürfe. General von Falkenhayn sagte 
das zu. 
Von der Front des Oberbefehlshabers Ost meldete in- 
zwischen Major von Fleischmann') am gleichen Tage nach Teschen, daß der 
Gegner den Angriff bei Dünaburg anscheinend aufgegeben habe, die Ab- 
besörderung der russischen Garden nach Süden daher möglich sei. Mit einer 
Offensive bei Smorgon werde dagegen nach wie vor gerechnet. Am Abend 
des 2.Juni berichtete er, der Angriff gegen die deutsche 10. Armee und den 
Nordflügel der 12.sei „bis zum Brechen fällig". Andererseits ließ aber 
die Lage an der italienischen Front auch eine Cntlastungsoffensive gegen 
die österreichisch-ungarische O st front immer wahrschein¬ 
licher werden. Die Anzeichen dafür mehrten sich. Gegen den rechten 
Flügel der ö.-u. 7. Armee waren die russischen Angriffsmaßnahmen jetzt 
so weit vorgeschritten, daß Generaloberst Freiherr von Pflanzer-Valtin am 
28. Mai seine Reserven dorthin zusammenzog. Auch bei der ö.-u. 4. Armee 
nahm die Spannung zu, doch sahen Führer und Truppen dem russischen 
Angriff mit Vertrauen entgegen. Als Generaloberst von Linsingen im 
Laufe des Monats die schon von Natur starken Stellungen besichtigte, hatte 
er sich, ebenso wie auch alle sonst dorthin entsandten Offiziere, durchaus 
anerkennend geäußert^). Sein Generalstabschef hatte sich in Teschen am 
27.Mai sehr zuversichtlich ausgesprochen: Zahlenmäßig sei der Russe nicht 
überlegen, seine Ausbildung sei mangelhaft; einen russischen Angriffserfolg 
hielt er für „ausgeschlossen". Die Luftaufklärung, für die zwei deutsche 
Feld- und eine Artillerie-Flieger-Abteilung sowie zwei österreichisch-unga- 
rische Flieger-Kompagnien zur Verfügung standen, hatte während des 
letzten Drittels des Monats Mai zwar keinen gesteigerten Straßen- und 
Kolonnenverkehr, wohl aber Truppenansammlungen bei Olyka vor der 
Front der Heeresgruppe festgestellt. Als dann am 29.Mai aus Funk¬ 
sprüchen hervorzugehen schien, daß das bisher bei Rowno angenommene 
russische VIII. Korps an die Front vorgezogen werde, ließ Generaloberst 
von Conrad für alle Fälle noch eine Division der 1. Armee zu seiner 
Verfügung herausziehen. Damit standen an Reserven, abgesehen von 
Kavallerie, hinter jeder Armee eine, hinter der 4. und 7. Armee zwei und 
1) Österr.-ung. Verbindungsoffizier. 
2) In einer Meldung, die Generaloberst von Linsingen am 8. Juni, also nach 
dem russischen Angriffserfolge, an die Oberste Heeresleitung erstattete, hieß es: „Ich 
habe die sämtlichen angegriffenen Stellungen persönlich in vorderster Linie gesehen 
und mußte sie selbst bei einer nicht sehr zuverlässigen Truppe für geeignet erachten, 
auch einem überlegenen Feinde einen Angriff unmöglich zu machen".
	        
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