Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Weihnachtsdenkschrift: Stärkeverhältnis und Angriffsplan. 
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Schwierigkeiten der Leitung und Versorgung der Massen darin werden 
so groß, daß sie kaum überwindlich erscheinen". 
In diesen Ausführungen lag freilich nicht die grundsätzliche Ablehnung 
jeden taktischen Durchbruchsversuches. Auf Grund eigener, auf dem östlichen 
Kriegsschauplatz bei Gorliee und am Raren? gemachter Erfahrungen hielt 
General von Falkenhayn das Durchstoßen eines Stellungssystems und die 
operative Ausbeutung dieses Erfolges auch in Zukunft für möglich. Es 
mußten aber bestimmte Voraussetzungen dafür gegeben sein: der Stoß 
durste ebensowenig auf einen unerschütterten, ebenbürtigen Gegner gerichtet 
werden wie auf einen solchen, der ohne weiteres zu freiwilligem Ausweichen 
in der Lage war. Auch durften die zum taktischen Durchbruch eingesetzten 
Kräfte ein gewisses Stärkemaß nicht überschreiten, damit ihre planvolle, ein- 
heitliche Kampfführung und Versorgung noch gewährleistet blieb. Bei Be- 
ginn eines Großkampfes waren diese Voraussetzungen schwerlich in ihrer 
Gesamtheit vorhanden, sie ließen sich aber vielleicht durch eine Reihe von 
Kampfhandlungen zielbewußt herbeiführen, indem zunächst ein räumlich 
begrenzter Teilangriff an operativ empfindlicher Stelle den Feind so wuchtig 
traf, daß er nicht nur zum Einsatz und Verbrauch möglichst starker Reserven 
gezwungen, fondern auch zum Gegenangriff an der bedrohten Stelle oder 
zu Entlastungsangriffen an anderen Stellen herausgefordert wurde. Aus 
der erfolgreichen Abwehr solcher Gegen- und Entlastungsstöße mit sorg- 
fältig bemessenem Kräfteaufgebot konnte sich dann Gelegenheit zur entfchei- 
dungsuchenden Operation an einer in ihrer Widerstandsfähigkeit gemin¬ 
derten Stelle und gegen eine Truppe ergeben, die durch die vorangegan- 
genen Kampfhandlungen zermürbt, dem Durchbruch kein unüberwindliches 
Hindernis mehr entgegenzustellen vermochte'). 
Gewiß war dieser Gedankengang in der Weihnachtsdenkschrift nur 
vorsichtig und unvollständig angedeutet. Seine Grundlinien sind aber doch 
in ihr erkennbar: Der Kräfteaufwand beim Angriff auf Verdun sollte sorg- 
fältig begrenzt, der Kampf so planvoll und elastisch geführt werden, daß 
ausreichende Reserven übrigblieben, um den an anderen Frontteilen zu er- 
i) Generalleutnant a. D. Tappen sagt in einer Zuschrift vom 9. Februar 1934: 
„Bezüglich der Vorbedingungen für den Gegenangriff an irgendeiner Stelle hat 
General von Falkenhayn sich den Verlauf folgendermaßen gedacht: Der Feind greift 
nach längerem Trommelfeuer nach Zerstörung unserer Gräben an, wird zurück- 
geschlagen, greift wieder an und so fort, daß er nach einiger Zeit fertig ist. Dann 
setzt schlagartig unser Gegenangriff über das entstandene Trichtergelände an der nach 
dem feindlichen Angriff günstigsten Stelle, also schon mehr im Sinne des Bewegungs- 
krieges, ein, für den besondere Vorbereitungen, wie Ausgangsgräben u. dgl., sich 
erübrigen".
	        
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