Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

304 Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. 
erfolgen gescheitert'). Tags darauf vermerkte Generaloberst von Plessen in 
seinem Tagebuch: „Der Falkenhayn-Vortrag brachte die wenig erfreuliche 
Tatsache, daß unsere Operationen bei Verdun einen gewissen Stillstand 
erreicht haben. Nun müssen wir abwarten, daß uns die Franzosen und die 
anderen angreifen, wo und wann sie wollen". 
Nachdem auf dem östlichen Maas-5lfer am 12. Mai ein neuer Versuch, 
südlich des Forts Douaumont Raum zu gewinnen, wiederum völlig miß- 
glückt war, beantragte der Oberbefehlshaber der 5.Armee, Kronprinz 
».Mai. W i l h e l m, am 13. Mai bei General von Falkenhayn, den Angriff 
auf Verdun nunmehr ganz einzustellen^). Da aber Gene- 
ral Schmidt von Knobelsdorf hierbei in MZziöres mündlich darlegte, daß 
bei völliger Einstellung des Angriffs die ganze Front zurückgenommen werden 
müsse, wahrscheinlich bis in die Ausgangsstellung vom Februar, weil Stehen- 
bleiben und Festhalten der jetzigen Frontlinie ausgeschlossen sei, ent¬ 
schied General von Falkenhayn für Fortführung des 
Angriff s'°). Wer bei dieser Entscheidung die treibende Kraft war, steht 
dahin. Jedenfalls hatte der Chef des Generalstabes des Feldheeres nicht 
vermocht, sich von seiner bisherigen, freilich schon seit geraumer Zeit von 
Zweifeln und Beklemmungen begleiteten Grundhaltung frei zu machen, die 
in dem Einsatz der weit überwiegenden Menge der verfügbaren Streitkräfte 
und Kampfmittel bei Verdun ihren Ausdruck fand. 
Es scheint indessen, daß General von Falkenhayn die Zusage weiterer 
Verstärkungen an die Heeresgruppe diesmal im eigenen Innern an Vor- 
behalte geknüpft hat, die dem Vertreter der nachgeordneten Dienststelle viel- 
leicht verborgen blieben. Hierauf deutet zunächst eine kurze Tagebuchnotiz 
hin, die General Tappen über das Ergebnis der Besprechung zwischen 
General von Falkenhayn und General Schmidt von Knobelsdorf am 13. Mai 
eintrug: „Offensive auf Maas-Ostufer soll im wesentlichen aufgegeben 
werden". Diese Bemerkung, die zunächst unvereinbar mit der Entscheidung 
für „Fortführung des Angriffs" erscheint, erhält einen anderen Sinn im 
Zusammenhang mit einer Aufzeichnung des Generalobersten von Plessen 
über den Vortrag, den General von Falkenhayn am 14. Mai, also einen Tag 
nach der Besprechung mit General Schmidt von Knobelsdorf, dem Obersten 
Kriegsherrn in Homburg v. d. Höhe hielt: „Bei Verdun will man auf beiden 
Ufern der Maas zur Verbesserung der Linien noch lokale Angriffe 
machen". Aus dem Zusammenhalt beider Niederschriften wird man schließen 
dürfen, daß General von Falkenhayn innerlich nun doch gewillt war, das 
Verdun-Anternehmen abzubrechen, freilich nicht unter Stehenbleiben in den 
i) S. 159 ff. — 2) Näheres S. 165. — 3) Ebenda. Mitteilung des Generals 
Schmidt von Knobelsdorf.
	        
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