304 Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. erfolgen gescheitert'). Tags darauf vermerkte Generaloberst von Plessen in seinem Tagebuch: „Der Falkenhayn-Vortrag brachte die wenig erfreuliche Tatsache, daß unsere Operationen bei Verdun einen gewissen Stillstand erreicht haben. Nun müssen wir abwarten, daß uns die Franzosen und die anderen angreifen, wo und wann sie wollen". Nachdem auf dem östlichen Maas-5lfer am 12. Mai ein neuer Versuch, südlich des Forts Douaumont Raum zu gewinnen, wiederum völlig miß- glückt war, beantragte der Oberbefehlshaber der 5.Armee, Kronprinz ».Mai. W i l h e l m, am 13. Mai bei General von Falkenhayn, den Angriff auf Verdun nunmehr ganz einzustellen^). Da aber Gene- ral Schmidt von Knobelsdorf hierbei in MZziöres mündlich darlegte, daß bei völliger Einstellung des Angriffs die ganze Front zurückgenommen werden müsse, wahrscheinlich bis in die Ausgangsstellung vom Februar, weil Stehen- bleiben und Festhalten der jetzigen Frontlinie ausgeschlossen sei, ent¬ schied General von Falkenhayn für Fortführung des Angriff s'°). Wer bei dieser Entscheidung die treibende Kraft war, steht dahin. Jedenfalls hatte der Chef des Generalstabes des Feldheeres nicht vermocht, sich von seiner bisherigen, freilich schon seit geraumer Zeit von Zweifeln und Beklemmungen begleiteten Grundhaltung frei zu machen, die in dem Einsatz der weit überwiegenden Menge der verfügbaren Streitkräfte und Kampfmittel bei Verdun ihren Ausdruck fand. Es scheint indessen, daß General von Falkenhayn die Zusage weiterer Verstärkungen an die Heeresgruppe diesmal im eigenen Innern an Vor- behalte geknüpft hat, die dem Vertreter der nachgeordneten Dienststelle viel- leicht verborgen blieben. Hierauf deutet zunächst eine kurze Tagebuchnotiz hin, die General Tappen über das Ergebnis der Besprechung zwischen General von Falkenhayn und General Schmidt von Knobelsdorf am 13. Mai eintrug: „Offensive auf Maas-Ostufer soll im wesentlichen aufgegeben werden". Diese Bemerkung, die zunächst unvereinbar mit der Entscheidung für „Fortführung des Angriffs" erscheint, erhält einen anderen Sinn im Zusammenhang mit einer Aufzeichnung des Generalobersten von Plessen über den Vortrag, den General von Falkenhayn am 14. Mai, also einen Tag nach der Besprechung mit General Schmidt von Knobelsdorf, dem Obersten Kriegsherrn in Homburg v. d. Höhe hielt: „Bei Verdun will man auf beiden Ufern der Maas zur Verbesserung der Linien noch lokale Angriffe machen". Aus dem Zusammenhalt beider Niederschriften wird man schließen dürfen, daß General von Falkenhayn innerlich nun doch gewillt war, das Verdun-Anternehmen abzubrechen, freilich nicht unter Stehenbleiben in den i) S. 159 ff. — 2) Näheres S. 165. — 3) Ebenda. Mitteilung des Generals Schmidt von Knobelsdorf.