Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Heeresreserven. Neue Angriffspläne bei 3. und 2. Armee. 
299 
stand natürlich nicht von vornherein fest; aber etwa vom Mai ab haben wir 
täglich mit Freude auf diefe 15 Divisionen gesehen und immer von neuem 
ihre Versammlung, die mit der Eisenbahn geschehen sollte, und ihre Einsatz- 
richtung erwogen. Mit Rücksicht auf die Geheimhaltung sind hierüber keine 
Niederschriften gemacht worden. Es wurde darauf gerechnet, daß man bei 
der Erschöpfung der Gegner unsere nicht an den Entscheidungskämpfen 
beteiligten Frontabschnitte rücksichtslos würde schwächen und felbst aus Ruß- 
land Divisionen heranholen können. Auf jeden Fall sollte nicht durch bloßes 
Verbluten der Franzosen bei Verdun, fondern durch einen letzten starken 
deutschen Angriffsstoß die Entscheidung erzwungen werden". 
Diese Aufzeichnung beweift, daß der verantwortliche Leiter der Opera- 
tionen und sein vertrauter Ratgeber sich von jetzt ab ernstlich mit dem Ge- 
danken beschäftigt haben, nach Abschluß der kräfteverzehrenden Kämpfe im 
Maas-Gebiet an einer anderen Stelle der Front einenentfcheidung- 
suchendenAngriffzu führen. Von einem festen Entschluß war man 
allerdings noch weit entfernt. General von Falkenhayn erwog in diesen 
Tagen einen Vorstoß in der Champagne. Am 30. April gab er der 3. Armee z«. April, 
mündliche Weisung zur Vorlage eines Angriffsentwurfs. Es scheint aber, 
daß er dabei ebenso wie beim Doppelstoß auf Arras und beim Angriff im 
Oberelsaß nur an ein Ablenkungsunternehmen zur Entlastung der Haupt- 
kampfhandlung im Maas-Gebiet gedacht hat. Denn der eingereichte Entwurf 
sah nur eine Verstärkung um zwei Infanterie-Divisionen, 29 leichte Feld- 
Haubitz- und 92 schwere Batterien vor und hatte nur einen Einbruch in 
etwa sieben Kilometer Breite und drei Kilometer Tiefe in der Gegend nord- 
östlich von St. Hilaire zum Ziel. Äber den Zweck hieß es: „Durch nam- 
hafte blutige Verluste, durch Einbringung zahlreicher Gefangener und durch 
Fortnahme einer größeren Zahl von Batterien soll der Gegner an Personal 
und Material eine schwere Schädigung erfahren. Der Feind soll gezwungen 
werden, starke Kräfte an die durch den Angriff bedrohte Stelle zu schieben. 
Diese Kräfte fallen bei seiner Kampftätigkeit bei Verdun aus. Der Wieder- 
Verlust eines größeren Geländestückes, das in der Herbstschlacht mit viel 
Blut erkämpft wurde, wird auf die Franzosen einen tiefen Eindruck machen". 
Für eine entscheidungsuchende Offensive hat auch der deutsche General- 
stabschef in diesem Zeitpunkt ebenso wie General Tappen zunächst die 
„Richtung nördlich E o m p i ö g n e" ins Auge gefaßt. Das beweist 
seine Stellungnahme zu einem ihm vom Oberbefehlshaber der 2. A r m e e, 
General der Infanterie Fritz von Velow, unterbreiteten Vorschlage. Dieser 
sah die beste Gegenmaßnahme gegen die anscheinend bevorstehende britische 
Offensive in eigenem Vorstoß, der zugleich mittelbar den damals noch nicht 
aufgegebenen Angriff der 6. Armee auf Arras unterstützen sollte. Bereits am
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.