Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

296 
Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. 
Bis Ende raschend angreifen, um in einem Zuge dem Feind ein möglichst großes und 
9u>liI* wertvolles Geländestück zu entreißen". Das Unternehmen sollte mit einem 
Zuschuß von höchstens sechs Infanterie-Divisionen, 50 bis 60 schweren Bat- 
terien und 30 leichten Feldhaubitz-Batterien ausgeführt werden. Aber bereits 
am Tage nach der Besprechung mit Oberst Hesse sandte General von Falken- 
Hayn ein Telegramm an das Oberkommando Gaede: „. . . Für Unter- 
nehmen kann leider noch kein Zeitpunkt bestimmt werden. Ich bitte, Vor- 
bereitungen soweit zu fördern, wie es ohne Überweisung von Personal und 
Material möglich ist". Am 22. April traf der deutsche Generalstabschef 
persönlich zu kurzem Besuch im Armee-Hauptquartier Schloß Homburg im 
Oberelsaß ein. Offenbar ist bei dieser Gelegenheit der Gedanke des Unter¬ 
nehmens endgültig begraben worden. Jedenfalls ist nicht erkennbar, daß 
man ihn fortan noch erörtert hat. 
Der entscheidende Grund für diesen schließlichen Verzicht auf jede eigene 
Angriffstätigkeit an den Fronten der 6. Armee und der Armee-Abteilung 
Gaede lag zweifellos in der nach wie vor äußerst gespannten Kamps- 
läge im Maas-Gebiet, die fortgesetzt neue Kräfte erforderte. 
Konnten diese bis Ende April auch noch großenteils aus den Heeresreserven 
genommen werden, so mußte daneben doch bereits seit längerer Zeit in die 
Bestände der Armeen durch Herausziehen geschonter Divisionen und deren 
Ersatz durch abgekämpfte eingegriffen werden. Auch artilleristisch waren die 
Armeen zugunsten der Kämpfe vor Verdun geschwächt worden. Als Ersatz 
für abgegebene, mit neuzeitigem Gerät ausgerüstete schwere Batterien hatten 
sie nur solche mit älteren oder erbeuteten minder leistungsfähigen Geschützen 
erhalten. Die Munitionsausstattung war erheblich beschränkt. Die Dinge 
hatten eben einen ganz anderen Verlaus genommen, als General von Fal- 
kenhayn ihnen hatte geben wollen. Vor allem hatte es sich als unmöglich 
erwiesen, den überwiegenden Teil der Heeresreserven für die Abwehr feind- 
licher Entlastungsangriffe an anderen Stellen und für einen eigenen großen 
Offensivschlag aufzusparen. Gewiß war auch eine starke Bindung des fran- 
zösischen Heeres durch die erbitterten Kämpfe im Maas-Gebiet erreicht worden. 
Mitte April nahm die Nachrichten-Abteilung der Obersten Heeresleitung 
dort im ganzen 31 Divisionen (davon drei unsicher) an, elf weitere Divi- 
fionen sollten aus dem Kampfgebiet bereits abbefördert sein. Auch stand 
außer Zweifel, daß die blutigen Verluste des Feindes groß waren. General 
von Falkenhayn schätzte sie, ohne daß eine Unterlage hierfür erkennbar ist, 
wesentlich höher als die auch nicht geringen Einbußen auf deutscher Seite'). 
i) von Falkenhayn, a. a. €>., S. 199. Für die dortige Angabe, daß das Ver- 
hältnis der französischen und deutschen Verluste sich auf etwa 2,5:1 gestellt hätte, ent¬ 
halten die Akten der Nachrichten-Abteilung keine Unterlagen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.