Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Weihnachtsdenkschrift: Italien, Rußland. 
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vorteile bringen, nicht unmittelbar für den Gesamtkrieg. Selbst ein Ab- 
springen Italiens von der Entente, das kaum denkbar ist, wird auf England 
keinen merklichen Eindruck machen. Die italienischen militärischen Leistungen 
sind so gering, Italien bleibt unter allen Umständen so stark unter der eng- 
tischen Fuchtel, daß es sonderbar wäre, wenn man sich in diesem Urteil 
täuschte. Außerdem ist der Italiener derjenige unserer Feinde, dessen innere 
Zustände ihm die aktive Fortführung des Krieges, wenn die österreichisch- 
ungarische Armee einigermaßen ihre Pflicht weiter tut, bald unmöglich 
machen werden. Ob durch einen Angriff unsererseits diese wohltätige Ent- 
Wicklung beschleunigt oder verlangsamt wird, weiß niemand. Es ist deshalb 
zweckmäßiger, sie nicht zu stören, zumal ein weiteres Festlegen österreichisch- 
ungarischer Kräfte an der italienischen Front im Hinblick auf ihre Aufgaben 
im Osten nicht erwünscht ist". 
Gleich ablehnend stand General von Falkenhayn dem Gedanken eines 
neuen Angriffs auf das russische Heer gegenüber. Er hielt eine ent- 
scheidungsuchende Offensive im Osten wegen der Witterung und der Voden- 
befchaffenheit während der Wintermonate bis in den April hinein für aus- 
geschlossen. Die „ganz unverhältnismäßigen Überspannungen der Truppe", 
die vor einem Jahre bei den Operationen in Masuren und in den Karpaten 
eingetreten waren, luden um so weniger zu einer Wiederholung ein, als die 
schwierige Ersatzlage der Heimat, insbesondere auch der drückende Mangel 
an genügend vorgebildetem Führerpersonal, Neuaufstellungen großen Um- 
fanges für absehbare Zeit verbot. Anter den verschiedenen Operationsmög- 
lichkeiten, die sich vom Frühjahr an auf dem östlichen Kriegsschauplatz boten, 
zog der deutsche Generalstabschef nur einen Stoß in die reichen, als wirt- 
schaftliche Kraftquellen wichtigen Gebiete der Ukraine in Betracht'), wäh- 
rend ihm ein Vorgehen auf Moskau ins Uferlose zu führen schien und eine 
selbst erfolgreiche Operation auf die Millionenstadt Petersburg, „die wir 
aus unseren knappen Beständen versorgen müßten" (W. D.), keine Ent¬ 
scheidung versprach. Indessen auch dem Stoß in die Ukraine stellte sich das 
ernste Bedenken völlig unzureichender Verbindungen entgegen. Ein durch- 
Am 4. November 1915 zeichnete Kriegsminister General Wild von Hohen- 
dorn in seinem Privattagebuch auf: „Falkenhayn hält Operation aus Odessa für aus- 
sichtsreich; er erwägt sie wenigstens . . . Falkenhayn kam schließlich nochmals auf 
Odessa zurück. Ich kann nicht zuraten. Wir haben uns schon einmal betreffs der 
Widerstandskraft der Russen, d. h. bezüglich ihres DurchHaltens sehr gründlich 
getäuscht. And vom rechten Flügel der jetzigen österreichischen Linie bis Odessa sind 
600 Kilometer! Dazu die gefährdete linke Flanke beim Vormarsch. Dem ganzen Ge- 
danken könnte man außerdem nur nähertreten im Bündnis und unter Mitwirkung 
von Rumänien; davon scheinen wir aber noch weit ab zu sein".
	        
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