Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Weihnachtsdenkschrift: England, Italien. 
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eingesetzt und eine Offensive aus der Gegend von Trient gegen die Nord- 
front der Italiener vorgeschlagen hatte. General von Falkenhayn nahm am 
folgenden Tage hierzu in ablehnendem Sinne schriftlich Stellung. Cr glaube 
nicht, daß die verbündete Heeresleitung in der Lage sei, die erforderlichen 
Kräfte, die er auf etwa 25Divistonen mit starker Artillerie berechnete, 
bereitzustellen, selbst wenn an der galizischen Front acht bis neun ihrer 
Divisionen durch deutsche Truppen abgelöst würden. Eine solche Abgabe 
würde andererseits die deutschen Fronten überall zur Erstarrung bringen. 
Dies sei auf die Dauer nur zu ertragen, wenn von der Operation in Italien 
eine Kriegsentscheidung erhofft werden könnte. „Euer Exzellenz glauben", 
so hieß es wörtlich, „das erwarten zu dürfen. Ich kann Ihre Meinung 
leider nicht teilen. Selbst wenn der Schlag glückte, trifft er Italien nicht 
tödlich. Rom ist, weil seine Heere im äußersten Nordosten des Landes 
eine meinetwegen schwere Niederlage erlitten, an sich durchaus nicht ge- 
zwungen, Frieden zu schließen. Es kann gegen den Willen der Entente, 
von der es bei seiner Versorgung mit Geld, Lebensmitteln und Kohlen 
völlig abhängig ist, auch gar nicht Frieden schließen". 
Generaloberst von Conrad vermochte sich dieser Auffassung, die 
er übrigens im vergangenen Sommer selbst vertreten hatte'), jetzt nicht anzu- 
schließen. In seiner Antwort vom 18. Dezember wies er zunächst kurz auf 
die verschiedenen Operationsmöglichkeiten hin, die für die Verbündeten in 
Frage kämen. Eine „Aktion gegen Nußland" halte er nicht für „durch- 
schlagend genug", es sei denn, daß Rumänien an unsere Seite träte. Auch 
auf dem Balkan wäre ein Erfolg gegen die zur Zeit dort befindlichen 
Ententekräfte nicht kriegsentscheidend, es bliebe daher nur der französische 
und der italienische Kriegsschauplatz. „Von diesen beiden habe ich ersteren 
als denjenigen bezeichnet, auf welchem ein offensiver Erfolg von weit- 
tragendster Bedeutung wäre. Da aber Euer Exzellenz selbst die Chancen 
sür einen solchen als nicht gegeben bezeichneten, stellte ich die Offensive 
gegen Italien zur Diskussion . . . Was den Einfluß auf die e n d g ü l - 
tig e Kriegsentscheidung betrifft, bin — wie gesagt — auch ich der Ansicht, 
daß ein durchgreifender Erfolg in Frankreich noch mehr geeignet wäre, 
unseren Krieg siegreich zu beenden, als der Schlag gegen Italien. Ich 
glaube aber, daß diese Aktionen nur nacheinander zu machen sind . . . 
Erst nach dem Schlag gegen Italien werden die für 
den entscheidenden Sieg in Frankreich notwendigen 
Kräfte verfügbar fein. Ich fage das keineswegs vom besonderen 
österreichisch-ungarischen Standpunkte, der die Niederwerfung Italiens 
i) Osterr. amtl. Werk: „Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914—1918", Band III, 
6.589.
	        
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