Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

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Der Feldzug gegen Serbien im Herbst 1915. 
gerade er das geringste Aufgebot an Kampfkraft gestellt hatte, während doch 
die völlige Niederwerfung Serbiens in erster Linie österreichisch-ungarischen 
Belangen entsprach. So war er auf fremde Hilfe wesentlich angewiesen. 
In Sofia war der österreichisch-ungarische Militärattache gefragt worden, 
wie es denn mit den Truppen in Bosnien stehe. Generaloberst von Conrad 
hatte nur darauf hinweisen können, daß geschehe, was möglich sei; das 
aber war nicht eben viel. Andererseits hatte er selbst wieder am 26. Oktober 
Besorgnisse wegen des langsamen Vorwärtskommens der Vulgaren ge- 
äußert und den „entschlossenen Einsatz aller bulgarischen Kräfte gegen 
Serbien" als unerläßlich bezeichnet. Mit dem deutschen Generalstabschef 
war es zu unerquicklichem Schriftwechsel gekommen. Als Generaloberst 
von Conrad dabei äußerte, daß er den Einsatz des Alpenkorps bei ilzice 
oder über Valjevo lieber gesehen hätte, als am linken Flügel der deutschen 
11. Armee"), und auch sonst von den augenblicklichen Notwendigkeiten zu 
Fragen hinüberglitt, die nur noch geschichtliche Bedeutung hatten, war der 
Gedankenaustausch abgebrochen worden. Er hatte die bisher schon vor- 
handene Spannung nur gesteigert. 
«.November. Bei den Besprechungen am 6. November, an denen auch 
der bulgarische Vertreter, Obersts Gantschew, teilnahm, gingen beide Gene- 
ralstabschefs von der Auffassung aus, daß „es gelingen werde, das serbische 
Heer in allernächster Zeit gänzlich zu erledigen, und daß die feindliche 
Landung in Saloniki nicht den Charakter einer großangelegten Balkan- 
Aktion unserer Gegner annehmen werde"^). Generaloberst von Conrad 
schlug vor, die Operationen gegen das serbische Heer zu Ende zu führen und 
sich dann gemeinsam gegen die Saloniki-Armee zu wenden, mit dem Ziele 
der „völligen Diskreditierung des Feindbundes bei allen Balkan^Staaten". 
Das müsse, so meinte er, auch auf die Gesamtlage zurückwirken, und nur 
so bestehe Aussicht, Rumänien und Griechenland vom Anschluß an die 
Entente abzuhalten. General von Falkenhayn verschloß sich diesen Gedanken- 
gängen nicht. Für gemeinsame Fortsetzung der Operationen sprach bei ihm 
auch die Besorgnis, daß sich Bulgarien allein gegen Griechenland wenden 
und dadurch Verwicklungen mit diesem Lande hervorrufen könnet. 
Unter der Voraussetzung, daß die eingangs dargelegte Auffassung zutreffe°), 
1) In den Akten fehlt jeder Anhalt dafür, daß er diesen Wunsch geäußert hätte, 
als der Einsatz des Alpenkorps noch zur Frage stand (siehe S. 234 und 240). 
2) Inzwischen zu diesem Dienstgrad befördert. 
3) Schreiben des Generalobersten von Conrad an General von Falkenhayn vom 
19. November 1915. 
4) S. 157 ff. und 300. 
5) Falkenhayn, S. 154; österr. amtl. Werk, III, S. 281 f.
	        
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