Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Vor dem Beginn des Angriffs gegen Serbien. 
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Hoffnung auf diese Entwicklung hatte General von Falkenhayn, über die 
augenblicklichen militärischen Ziele weit hinausgehend, bereits am 30. August 
die Gründung eines „Mitteleuropäischen Staatenbundes" angeregt. Dafür 
aber waren die politischen Grundlagen nach Auffassung des Reichskanzlers 
einstweilen doch nicht gegeben. 
Noch ein Monat mußte vom Abschluß der Militärkonvention an 
vergehen, bis der Feldzug gegen Serbien eröffnet werden konnte. In 
Rumänien hatte Ministerpräsident Bratianu auf die Frage des öfter- 
reichisch-ungarischen Gesandten, wie man eine solche Offensive aufnehmen 
werde, am 8. September geantwortet, „es sei nicht Aufgabe Rumäniens, 
Serbien zu verteidigen". Auch in den Beziehungen zwischen Bulgarien und 
Griechenland war durch deutsche Vermittlung eine gewisse Entspan- 
nung eingetreten. Griechenlands Ansprüche auf das serbische Gebiet von 
Dojran und Gjevgjeli waren von Bulgarien anerkannt worden, und beide 
Regierungen hatten sich verpflichtet, dort nicht einzurücken. 
Am 19.September zeigte die Beschießung der serbischen 
Donau-Stellungen bei Belgrad und Semendria den 
Beginn des Angriffs der Mittelmächte an. Sie war zugleich das ver- 
abredete Zeichen für die Mobilmachung Bulgariens, die Zar 
Ferdinand am 22.September befahl. Während Rumänien dieser Maß- 
nähme ruhig zusah, setzte in Griechenland Ministerpräsident Veni- 
selos als Gegenmaßnahme am 23. September die Mobilmachung durch. In 
Sofia war man beunruhigt, enthielt sich aber irgendwelcher Schritte, um die 
in Athen noch bevorstehenden Entscheidungen nicht ungünstig zu beeinflussen. 
Hier wollte König Konstantin nur die eigene Neutralität schützen. Der 
Ministerpräsident aber war darauf aus, an der Seite Serbiens in den 
Krieg einzutreten; zur Unterstützung seiner Pläne hatte er ohne Wissen des 
Königs bei der Entente die Landung von Truppen in Saloniki angeregt; 
am 4. Oktober erklärte er in der Kammer, daß Griechenland seinen Ver- 
pflichtungen gegen Serbien nachkommen werde. Tags darauf begann die 
Landung von Cntente-Truppen in Saloniki. Tief empört nötigte König 
Konstantin Venifelos zum Rücktritt. Die nachfolgende Regierung lehnte 
es ab, Serbien zu helfen, da das Bündnis nicht für den Krieg gegen Gro߬ 
mächte, sondern nur für einen Balkan-Krieg gelte. Griechenland wollte 
weiter neutral bleiben, war aber bei unzureichender Lebensmittelversorgung 
und ungeschützten Küsten nicht in der Lage, sich gegen die Landung der 
seebeherrschenden Entente-Mächte zur Wehr zu setzen. 
So schien es, daß der Feldzug der Mittelmächte gegen Serbien ohne 
Störung durch die Nachbarstaaten durchgeführt werden könne. 
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