Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Betrachtungen. 
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GMnde gewonnen und verloren war, hielt sich dem Umfange nach so ziem¬ 
lich die Wage. Entscheidend aber war, daß es auch ohne wesentliche 
Schwächung der deutschen Westfront gelungen war, den russischen Massen- 
ansturm zurückzuschlagen und dem Gegner so zuzusetzen, daß er einstweilen 
jeden Gedanken an Offensive aufgeben mußte. 
Die Hoffnungen, mit denen Rußland in den Krieg eingetreten war, 
waren, vor allem durch deutsche Siege, zerschlagen. Die schon im August 
angesetzte und dann im Oktober mit allem Nachdruck aufgenommene große 
Offensive mit dem Ziel Verlin war gescheitert; nicht einmal Ostpreußen 
Wen die Russen zu erobern vermocht. Deutschland war nicht genötigt 
worden, seine Front im Westen, solange es dort angreifen wollte, wesentlich 
zu schwächen, und damit war der zwischen Rußland und Frank- 
reich verabredete Kriegsplan völlig gescheitert. Aber 
auch gegen die Donau-Monarchie hatten die Russen nichts Entscheidendes 
erreicht, obgleich dauernd etwa ein Drittel des österreichisch-ungarischen 
Heeres gegen Serbien focht. Der Großfürst hatte sich, den Wünschen Frank- 
reichs nachgebend, immer wieder davon abhalten lassen, zunächst alle Kraft 
gegen diesen Feind einzusetzen. Auch an der Kaukasus-Front waren ernstere 
Kämpfe entbrannt; wenngleich sie auf die Lage in Mitteleuropa nicht un- 
mittelbar zurückwirkten, banden sie doch dauernd etwa fünf russische Divi¬ 
sionen. Die Reserven aus dem weiten Innern des Reiches waren aber bis 
ms ein einziges Korps eingesetzt. Außerordentlich hoch waren die Verluste 
Msen. Bis zum Jahresschluß befanden sich in Deutschland 310000 
russische Gefangene, in Österreich-Angarn etwa 210 000 (einschließlich 
Serben). An Errichtung neuer Verbände konnte man nicht denken; nicht 
einmal die bei Tannenberg vernichteten beiden Korps hatte man bisher 
wieder aufzustellen vermocht. Der Ersatz reichte gerade aus, um die Ver- 
luste an der Front zu decken. Wohl waren 800 000 Rekruten in der Aus- 
bildung, doch hatte man nur etwa für jeden Zehnten von ihnen ein Gewehr. 
Die Geschützzahl der Batterien war schon lange von acht auf sechs herab¬ 
gesetzt, ohne daß darum die Zahl der Batterien vermehrt worden wäre. Der 
Mangel an Munition war mindestens ebenso groß wie bei allen anderen 
Kriegführenden. Die Waffen- und Munitionserzeugung im eigenen Lande 
stand in besonders schreiendem Mißverhältnis zum Bedarf. Dabei spielte 
der Verlust des Kohlengebietes an der oberschlesischen Grenze sür die 
Kriegswirtschaft eine entscheidende Rolle, denn die Kohlenzufuhr über See 
war abgeschnitten; alles was Nord- und Westrußland brauchte, mußte in 
langer Fahrt auf den ohnehin schon überlasteten Bahnen aus dem Donjez- 
Met heranbefördert werden. 
Das Heer aber war durch Kämpfe und Niederlagen erschöpft. Es be- 
' Wtlrieg. vi. Land. 24
	        
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