Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

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Der Krieg im Osten bis zum Jahresschluß. 
14. November, anzugreifen, „den Feind zu schlagen und dann gestaffelt der 2.Armee zu 
folgen", war er sich über die Anausführbarkeit dieser Anordnung klar. Die 
Kampfkraft des V. sibirischen Korps war nur noch gering, vom VI. sibi¬ 
rischen Korps hatte erst die Hälfte das linke Weichfel-Afer erreicht und 
das II. Korps bereits schwer gelitten. Er beschränkte sich darauf, den An¬ 
griffsbefehl der Heeresgruppe an die Korps weiterzugeben; diese blieben in 
der Abwehr. 
Bei der 2.Armee entschloß sich General Scheidemann in der Nacht 
zum 15. November, angesichts der schwierigen Lage seines XXIII. Korps 
am Ner, auch den ganzen Nest des II. sibirischen Korps dorthin abzudrehen 
und bei der Heeresgruppe abermals die Verlegung der Grenze gegen die 
5. Armee nach Norden zu beantragen. 
15. November. Als General Nußki am 15. November^) früh in Warschau eintraf, 
lagen aus dem Kampfraum zwischen Weichsel und Warthe so ernste Nach¬ 
richten vor, daß er den durchgreifenden Entschluß faßte, zuerst mit dem 
Gegner im Norden abzurechnen und dann erst den Vormarsch nach Westen 
fortzusetzen; in demselben Sinne hatte ihn auch die Oberste Heeresleitung 
angewiesen und Zuführung von Reserven veranlaßt). Der mittags aus¬ 
gegebene Heeresgruppenbefehl bestimmte für den 16. November abermals, 
daß die 1. Armee mit drei Korps angreifen solle. Die ganze 2.Armee sollte 
rechtsschwenkend die Linie Klodawa—Kalisch gewinnen und ebenfalls an¬ 
greifen, die 5. Armee nach Norden folgen; die 4. Armee hatte einstweilen 
stehenzubleiben. Ein ähnlicher Befehl hätte zwei Tage früher die Lage 
retten können, jetzt aber war auch bei Kutno die Schlacht bereits verloren, 
alle bisher mit der Front nach Norden eingesetzten Kräfte waren geschlagen 
und im Weichen nach Süden. 
Am 15. November griff aber auch die Oberste Heeresleitung 
ein. Nachrichten, daß die Deutschen Tschenstochau räumen wollten und 
die Truppen von dort nach Thorn führen^), um sie rechts der Weichsel 
einzusetzen, hatten neue Sorgen erweckt. General Rußki sollte sich bereit 
halten, nötigenfalls die 5., vielleicht auch die 4. Armee mit der Bahn auf 
das rechte Weichsel-Afer hinüberzuwerfen^). Die 10. Armee, die sich der 
deutschen Lützen—Angerapp-Stellung erst näherte, sollte zu rascherem Vor- 
gehen angetrieben, Reserven sollten aus dem Landesinnern herangezogen 
werden. Die nächste Aufgabe der Nordwestfront aber sei, mit dem Gegner 
zwischen Weichsel und Warthe aufzuräumen. 
J) S. 79 ff. — 2) Danilow, S. 336, wo aber kein Zeitpunkt angegeben ist. - 
3) Vermutlich hat der Abtransport der 3. Garde-Infanterie-Division zu diesen Nach- 
richten Anlaß gegeben. — «) Danilow, S. 336/337.
	        
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