Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Operationen der russischen Nordwestfront. 
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Die Abteilung Warschau, dabei das XXVII. (Reserve-) 
Korps, deckte mit 3^ Infanterie- und l3/4 Kavallerie-Divisionen Warschau 
und Rowogeorgiewsk, vor allem auf dem westlichen Weichsel-Afer. 
Als die russische Oberste Heeresleitung dann die Verschiebung^' 
starker deutscher Kräfte nach Oberschlesien erkanntes, wies sie schon am m 
27. September auf baldige Versammlung starker Kräfte der Nord- 
westfront bei Warschau hin, um den in Südpolen erwarteten deutschen 
Angriff in der Flanke zu fassen. General Rußki hielt die Zeit zu solcher 
Umgruppierung seiner Kräfte zwar noch nicht für gekommen, da er immer 
noch sechs bis sieben deutsche Korps vor sich habe. Er entschloß sich 
aber, um den deutschen Vorstoß gegen Druskjeniki und Ofsowjez abzu- 
wehren, den Angriff seiner 1. und 10. Armee ohne Rücksicht aus die noch 
unvollendeten Vorbereitungen nicht erst am 3. Oktober, sondern sofort be- 
ginnen zu lassen. Am 28. September traten diese beiden Armeen, ins- 
gesamt 16 Divisionen Infanterie und 3V2 Kavallerie-Divisionen mit einer 
Gefechtsstärke von 145000 Mann und 750 Geschützen^), in 250 km breiter 
Front den Vormarsch an. Über den Njemen ging die 1. Armee vor, rechter 
Flügel über Kowno, linker über Druskjeniki. Durch den Wald von 
Augustow ging die 10. Armee; von ihr wandten sich das II. kaukasische und 
das XXII. Korps nebst 1. Kavallerie-Division gegen Kopziowo—Seiny, 
das durch eine Brigade verstärkte III. sibirische Korps, eine Kavallerie- 
Brigade und die Hälfte des I. turkestanischen Korps gegen Augustow, die 
andere Hälfte dieses Korps gegen die Deutschen vor Osiowjez. Gegen sie 
setzten sich tags darauf auch Teile der 2. Armee, VI. Korps und 4. Kaval- 
lerie-Division, von Lomfha her wieder nach vorwärts in Bewegung, 
während diese Armee im übrigen die linke Heeresflanke zu decken hatte. 
Dieses Vorgehen bedrohte die drei Landwehr-Brigaden des Generals 
v. der Goltz°) bei Grajewo mit Umfassung. Ob die Kampfkraft der Land- 
wehr ausgereicht hätte, die schwierige Lage in kühnem Gegenstoß wenigstens 
vorübergehend zu meistern, erscheint fraglich trotz der zahlreichen schweren 
Artillerie, über die der deutsche Führer hier verfügte. 
Der Vormarsch der russischen 10. Armee gegen die Flanke des damals 
noch vor Druskjeniki stehenden deutschen I. Armeekorps^) bedeutete für 
dieses eine überaus ernste Gefahr; sie ist nur dadurch gemildert worden, 
daß die Russen nicht wagten, dem rechten Flügel ihrer Armee von Haus aus 
eine mehr nordwestliche Richtung zu geben. Schon am Abend des 
28. September stand mehr als ein ganzes russisches Korps bei Augustow, 
*) S. 457. — 2) Brief des Generals Ianuschkewitsch vom 28. September 1914, 
Kraßny-Archiv I, <3.251. — --) Vgl. 6.509. — •») Vgl. S. 511 ff.
	        
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