Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Mißlingen des russischen Angriffs. 
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so schrieb damals ein in Warschau anwesender amerikanischer Kriegsbericht- 
erstatter') — „die Verluste waren entsetzlich. Ganze Regimenter wurden 
vollständig vernichtet oder verloren alle Offiziere." General Scheidemann 
führte in der Nacht zum 12 Oktober seine Truppen in die Linie der ehe- 12.Oktober, 
maligen Forts der Festung zurück, damit sie „nach den starken Crschütte- 
rangen durch die deutsche schwere Artillerie Zeit fanden, wieder zu sich zu 
kommen"°). „Die Straßen Warschaus" — so fährt der amerikanische Ve- 
richt fort — „waren vollgepfropft mit flüchtenden oder verwundeten Sol- 
daten. Hungrige, abgezehrte Truppen strömten Tag und Nacht in die 
Stadt — alles Deserteure, viele ohne Waffen." 
Bei Gora-Kalwaria, wo zwei Korps der ö. Armee über den Strom 
gehen sollten, hatte zunächst nur eine Brigade des russischen XXIII. Korps 
das westliche Weichsel-User erreicht, da sich der Bau der Brücke bis zum 
11. Oktober mittags hinauszog. Vis zum Abend des Tages war aber 
das ganze Korps auf das Westufer gelangt und der Anfang des II. Korps 
hatte gerade begonnen, überzugehen, — da kam Gegenbefehl von der Heeres- 
gruppe, der veranlaßte, dieses Ufer schon von Mitternacht an wieder zu 
räumen. 
Wohl konnte die 2. Armee bei Warschau einschließlich der Festungs- 
besatzung schon am 12. Oktober mindestens vier Korps versammelt haben. 
Oberste Heeresleitung und Oberbefehlshaber der Südwestfront 
waren aber trotzdem in ernster Sorge um diesen wichtigen Platz und 
um die Durchführung des von dort her beabsichtigten Angriffs gegen die 
deutsche Flanke. General Iwanow hatte daher das II. und 
XXIII. Korps der 5. Armee bei Gora-Kalwaria auf das rechte Weichsel- 
Afer zurück gerufen, um sie nunmehr hinter dem Strome auf Warschau 
in Marsch zu setzen. Zur Entlastung der 2. Armee befahl er der 4. Armee, bei 
K 0 f j e n i z e weiter anzugreifen. Dazu wurde hier am 12. Oktober außer 
dem ganzen III. kaukasischen Korps auch die gerade mit der Bahn an- 
langende vorderste Brigade des XVII. Korps der 5. Armee eingesetzt, 
während die 75. und 81. Reserve-Division nach wie vor auf dem 
rechten Weichsel-Ufer und in Iwangorod zurückgehalten wurden. Am 
13. Oktober griff auch der Nest des XVII. Korps in den Kampf ein; 
bei Kofjenize und Iwangorod standen von da an im ganzen 61/2 rus¬ 
sische Divisionen gegen nur drei deutsche zur Verfügung. Trotzdem 
gelang es den Russen nur gerade, sich zu halten. Der deutsche Druck 
war so stark, daß der Kommandierende General des russischen XVII. 
*) Chicago Daily News vom Spätherbst 1914. — 2) Korolkow, Warschau- 
Zwangorod, S. 101s.
	        
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