Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

9. Armee vor Iwangorod. 
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Anter diesen Umständen mußte Generaloberst v. Hin den bürg 
darauf verzichten, den Gegner bei Kosjenize über die Weichsel zurück- 
zuwerfen. Das Garde-Reservekorps sollte aber für vollständigen und lücken- 
losen Abschluß sorgen. Das ergab für dieses zur Zeit durch zwei Infanterie- 
Brigaden (43. und 72.) verstärkte Korps von südlich Iwangorod bis nörd- 
lich Kosjenize eine insgesamt etwa 25km lange Abwehrfront. Der Gegner 
lag im befestigten Vorgelände von Iwangorod in zahlreichen Ortschaften 
und am Weichsel-Damm gegenüber. Äber zwei Brücken in Iwangorod 
(davon eine Cisenbahnbrücke) und eine bei Pawlowize konnten ihm dauernd 
Verstärkungen zufließen. 
Beim Armee-Oberkommando hatte die schon erwähnte »2.und».or. 
Fliegermeldung vom 12. Oktober mittags^), daß der Gegner auch südlich 
von Iwangorod, bei Nowo-Alexandria, von neuem im Übergang sei, vor- 
übergehend sehr ernste Besorgnisse wachgerufen und eine Reihe von Maß- 
nahmen ausgelöst, die den Gang der Operationen störten. Von Norden war 
das XX. Armeekorps zur Hilfeleistung in Bewegung gesetzt worden, von 
Süden kurzerhand auch die 44. Infanterie-Brigade des XI. Armeekorps, ob- 
gleich das Korps zu dieser Zeit der österreichisch-ungarischen 1. Armee unter- 
stand. Auch im Verkehr mit der verbündeten Heeresleitung ist die zeitweilig 
recht schwere Beunruhigung der Führung zum Ausdruck gekommen. Erst 
nachmittags klärte sich durch Meldungen des Landwehrkorps auf, daß eine 
Ortsverwechslung des Fliegers — er hatte den Übergang bei Pawlowize 
beobachtet — vorlag. Hauptmann v. Fleischmann, der bei seiner Heeres- 
leitung sofort auch die Zuführung der österreichisch-ungarischen 5. Infanterie- 
Division beantragt hatte, meldete als Begründung dafür noch abends^): 
„Die Situation war höchst kritisch. Die Landwehr hat sich schlecht ge- 
schlagen"3). 
Der an der Piliza-Mündung erwartete Brückenschlag, gegen den schon 
das Infanterie-Regiment 147 angesetzt gewesen war, schien auszubleiben. 
Dagegen hatte ein Flieger bereits am 12. Oktober mittags die Anfänge 
einer Brücke bei Rytschywol erkannt; durch russisches Feuer zur Notlandung 
gezwungen, hatte er seine Meldung aber erst am 13. Oktober bis an das 
Armee-Oberkommando durchbringen können. Nunmehr erhielt das Garde- 
Reservekorps um 215 nachmittags den Befehl, den Gegner bei Rytfchywol 
durch eine Abteilung aller Waffen zurückzuwerfen. General v. Gallwitz 
bestimmte dazu die verstärkte 72. Infanterie-Brigade, die damit wieder in 
S. 453. — -) Conrad V, S. 123. 
3) Das war ein durch die falsche Fliegermeldung hervorgerufener Irrtum; die 
Landwehr war gar nicht angegriffen worden und hatte daher auch gar nicht gekämpft.
	        
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