Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Ersatz- und Munitionslage. 
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worden, da die Beschaffungen mit Rücksicht auf die hohen Kosten auf eine 
größere Anzahl von Iahren verteilt worden waren. 
Der vorhandene Mobilmachungsvorrat an Feld- und Fußartillerie- 
munition war zu Kriegsbeginn zum größten Teil den Armeen in Muni- 
tionszügen verladen zur Verfügung gestellt worden. Der Rest der in der 
Heimat befindlichen Bestände stand für die Oberste Heeresleitung als 
weitere Munitionsreserve zum Abruf bereit. Die Zuweisung dieser und 
der sonst noch in Festungen, Depots usw. verfügbaren Mengen an die Front 
erfolgte durch den Chef des Feldmunitionswesens, Generalleutnant Sieger, 
an den die Armee-Oberkommandos ihre Anforderungen zu richten hatten. 
Der wider Erwarten starke und schnelle Munitionsverbrauch der ersten 
Kriegswochen hatte die Friedensberechnungen weit übertroffen. Nach den 
Grenzschlachten und der Marneschlacht waren die vorhandenen Vorräte 
so gut wie aufgebraucht. Die heimische Industrie war zu dieser Zeit 
noch nicht in der Lage, den Munitionsverbrauch mit der erforderlichen 
Schnelligkeit und in ausreichendem Maße zu ersetzen. Die in den beiden 
letzten Vorkriegsjahren, hauptsächlich wiederum auf Betreiben des General- 
stabes in die Wege geleiteten Bemühungen der Heeresverwaltung zur Hebung 
der Leistungsfähigkeit der Munitionsindustrie begannen nach Kriegs- 
beginn erst allmählich wirksam zu werden. Am einem Munitionsmangel 
vorzubeugen, hatte das Kriegsministerium gleich nach Kriegsausbruch um- 
fassende Vorbereitungen für vermehrte Munitionsfertigung getroffen. 
Abgesehen von der auf Anregung des damaligen Leiters der Allgemeinen 
Clektrizitätsgefellfchaft, Walter Rathenau, schon in den ersten Augusttagen 
in Angriff genommenen Bewirtschaftung kriegswichtiger Rohstoffe durch das 
Kriegsministerium wurden mehrere im Frieden bereits vorbereitete Maß- 
nahmen beschleunigt durchgeführt; vor allem wurde die Leistungsfähigkeit 
der staatlichen Munitionsfabriken gesteigert und die Privatindustrie in 
erhöhtem Maße zu Munitionslieferungen herangezogen. Trotzdem konnte 
vor Mitte Oktober nicht mit Neulieferungen gerechnet werden und auch 
dann nur für die Feldartillerie. Aber auch das war nur dadurch ermög- 
licht worden, daß im Jahre 1913 ein leicht und schnell zu fertigendes Feld- 
artillerie-Aushilfsgefchoß — die Graugußgranate — konstruiert worden 
war. Für die schwere Artillerie hatte man geglaubt, in der reichlichen Aus- 
rüstung der Festungen eine genügende Reserve zu besitzen, auf die im Rot- 
falle das Feldheer zurückgreifen konnte. Die frühzeitige Heranziehung der 
schweren Artillerie der Festungen zur Verstärkung der Feldarmeen hatte 
auch diese Hoffnung zunichte gemacht. 
So sah sich die Oberste Heeresleitung bereits um Mitte September 
einem verhängnisvollen Mangel an Artilleriemunition gegenüber, der zunächst
	        
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