Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
Winston Churchill als Regierungsvertreter persönlich nach Antwerpen ent- 
sandt wurde, um an Ort und Stelle zu prüfen, ob und wie ein längerer 
Widerstand der Festung zu erreichen fei — wenigstens so lange, bis der 
geplante Entlastungsstoß einer französisch-englischen Armee von Ostende 
her wirksam würde. König Albert wurde gebeten, seine Entscheidung bis 
zur Ankunft Churchills hinauszuschieben. 
Noch im Laufe des 3. Oktober trafen aus der Gegend von Lille die 
englische Marine-Brigade^), in der Stärke von 2200 Mann, und der 
Marineminister Churchill in Antwerpen ein. Dieser brachte die Zusicherung 
mit, daß am 6. Oktober zwei weitere Marine-Brigaden in Stärke von 
7000 Mann in der Festung eintreffen würden. Dafür versprachen die Vel- 
gier, Antwerpen auch nach dem Verlust der Nethe-Stellung so lange als 
möglich zu Haltens. 
Das Ergebnis der Besprechungen Churchills mit dem Ministerpräsi- 
denten und dem König sicherte dem Vertreter des britischen Kabinetts 
zunächst einen Zeitgewinn. Innerhalb von drei Tagen sollten die Regie- 
rungen Englands und Frankreichs genaue Angaben über Zahl und Cm- 
treffen der in Aussicht stehenden Verstärkungen machen; so lange würde Ant- 
werpen verteidigt werden. Nach Ablauf dieser Frist erhielt die belgische 
Regierung volle Handlungsfreiheit. Auf jeden Fall würde England nach 
Gent sowie auch nach anderen Orten Truppen zur Aufnahme des belgischen 
Feldheeres entsenden; außerdem wurden englischerseits schwere Geschütze 
zur Unterstützung der Verteidigung Antwerpens versprochen. 
Schon am nächsten Tage telegraphierte die britische Regierung, daß 
am 6. und 7. Oktober die 7. Infanterie- und die 3. Kavallerie-Division in 
Stärke von 22 000 Mann und 75Geschützen in Zeebrugge landen, und daß 
außerdem eine französische Territorial-Division und eine Marine-Vrigade 
in Gesamtstärke von 23 000 Mann zwischen dem 6. und 9. Oktober in 
Ostende eintreffen würden'). Die Aussicht auf diese recht bedeutenden 
Unterstützungen, die in den nächsten Tagen verfügbar werden sollten, stärkte 
die moralische Widerstandskraft des zermürbten Verteidigers. 
z. Oktober. Diese Wirkung sollten die Angreifer in den schweren Kämpfen der 
nächsten Tage empfindlich wahrnehmen. In Erwartung einer baldigen 
Unterstützung der Belgier durch ihre Verbündeten glaubte General 
v. Beseler, mit äußerster Kraft und ohne Zeitverlust an die Bezwingung 
des Nethe-Abschnittes herangehen zu müssen. Auf die Nachricht, daß die 
*) Aktive Marine-Infanterie. — 2) Englisches amtliches Kriegswerk, Bd. II, 
S. 40/41. — La Belgique, S. 161. — 3) La Belgique, S. 163.
	        
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