Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

Die neuen Reservekorps. 
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Die von hohem sittlichen Schwung getragene vaterländische Er- 
Hebung und der entschlossene, einmütige Wille des ganzen Volkes, 
Leib und Leben zur Verteidigung des bedrohten heimatlichen Bodens 
einzusetzen, hatten in den ersten Augustwochen einen gewaltigen Ansturm von 
Kriegsfreiwilligen zu den Fahnen zur Folge gehabt. Insgesamt 
waren bis zum 11. August weit über eine Million deutscher Jünglinge, 
Männer, ja selbst Greise ohne Unterschied der sozialen Schichtung, freiwillig 
zu den Fahnen geeilt. Da im Frieden für die Bekleidung und Aus- 
rüstung überplanmäßiger Verbände Vorbereitungen nicht getroffen waren, 
konnte nur eine verhältnismäßig geringe Zahl eingestellt werden. „Um diese 
gewaltige, noch zur Verfugung stehende Volkskraft') für die Landesvertei- 
digung nutzbar zu machen", hatte General v. Falkenhayn als Kriegsminister 
bereits am 16. Augusts) die Aufstellung von fünf preußischen Refervekorps 
angeordnet. Bayern, Sachsen und Württemberg stellten je eine Reserve- 
Division auf. Die preußischen Reservekorps erhielten die Nummern XXII 
bis XXVI, das aus den sächsifch-württembergischen Divisionen gebildete 
Reservekorps die Nummer XXVII, die bayerische Reserve-Division die 
Nummer 6. Die Kriegsgliederung der Korps enthielt je 26 Bataillone, 
2 Cskadrons, 18 Feldbatterien zu je 4 Geschützen^). Spätestens am 
10. Oktober 1914 sollten die neuen Verbände zu mobiler Verwendung bereit 
sein. General v. Falkenhayn verkannte nicht, „daß die Durchführung der 
Maßnahme nur mit Anspannung aller Kräfte geleistet" werden könne, war 
aber überzeugt, „daß der Eifer und die Hingabe aller Führer wie die be- 
währte Vaterlandsliebe und Begeisterung unserer Leute das Werk zum 
Segen des Vaterlandes gelingen lassen" würden. Generaloberst v. Moltke 
hatte die Schaffung der neuen Reserve-Armee, die allein der persönlichen 
Initiative des Generals v. Falkenhayn zu verdanken gewesen war, freudig 
begrüßt. Als dieser Mitte September die Leitung der Operationen über- 
nahm, rechnete er damit, nach Ablauf etwa eines Monats über die neue 
Heeresreserve verfügen zu können. Die Erfüllung dieser Hoffnung sollte indes 
bereits wenige Tage später durch ein Schreiben des Stellvertretenden Kriegs- 
Ministers, Generalleutnants v. Wandel, in Frage gestellt werden; hier hieß 
es: „Euer Exzellenz bitte ich dringend, dem Wunsch nach einer ftühzeitigen 
Verwendung der Reservekorps b e st i m m t entgegenzutreten. Jeder Tag, 
der ihnen länger zur Ausbildung und Festigung gewährt wird, ist von außer¬ 
*) Näheres hierüber in „Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft" Band I; erscheint 
in Kürze. 
2) Verfügung des Preußischen Kriegsministeriums vom 16. August 1914 M. J. 
3531/14 A. 1 über die Aufstellung neuer Armeekorps. 
3) Vgl. Anlage 1.
	        
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