Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Die Operationen in Frankreich und Belgien. 
ihm zu weit abseits des Weges lag. Er ließ sich aber von dem Chef des 
Generalstabes der 1. Armee, Generalmajor v. Kühl, an einem Treffpunkt 
an der Straße Laon—St. Quentin Vortrag über die Lage halten. Die 
Ausführungen des Generalmajors v. Kühl enthielten im allgemeinen die 
gleichen Gedankengänge, die Oberstleutnant Matches beim Oberkommando 2 
zum Ausdruck gebracht hatte'). 
General v. Falkenhayn fuhr dann weiter nach St. Quentin zum Armee- 
Oberkommando 6, das gerade in seinem neuen Standquartier eingetroffen 
war. Er sprach hier zunächst nur den Ersten Generalstabsoffizier des Ober- 
kommandos, Oberstleutnant Ritter Mertz v. Quirnheim, von dem er sich 
über die neuesten Meldungen und die Stellung der Korps der 6. Armee Auf- 
fchluß geben ließ"). Bei der Erörterung der Frage des einheitlichen Einsatzes 
der 6. Armee gab Oberstleutnant v. Mertz der Auffassung des Oberbefehls- 
Habers dahin Ausdruck, daß diesem eine Versammlung der 6. Armee südwest- 
lich Lille erwünschter gewesen wäre. Hierzu hätte allerdings ein allmähliches 
Zurücknehmen des rechten Heeresflügels auf die 6. Armee erfolgen müssen. 
General v. Falkenhayn erwiderte, daß auch er diesen Gedanken gehabt, ihn 
aber mit Rücksicht aus die moralische Wirkung eines weiteren Rückzuges 
fallen gelassen habe. Bei der unmittelbar anschließenden Besprechung^) mit 
dem Oberbefehlshaber, Kronprinz Rupprecht, und dem Chef des General- 
stabes der 6. Armee, Generalmajor Krafft v. Dellmenstngen, ergab sich inso- 
fern eine Änderung in der bisherigen Auffassung des Generals v. Falken- 
Hayn, als er jetzt, anscheinend unter dem Eindruck der ihm beim Ober- 
kommando der 2. Armee vorgetragenen Auffassung, doch das Herankommen 
aller Teile der 6. Armee als zweckmäßig bezeichnete; auch sprach sich 
General v. Falkenhayn nochmals über die Richtung des Einsatzes der 
6. Armee aus. Cr bezeichnete es als das Erwünschteste, wenn es der 
6. Armee gelänge, den Gegner von Paris abzudrängen. In diesem Falle 
werde die Operation seldzugsentscheidende Bedeutung gewinnen. Über- 
einstimmung bestand darüber, daß man nicht weiter westlich als bis Creil 
an der Oise ausgreifen dürfe. Hinter dem rechten Flügel der Armee sollten 
als rückwärtige Staffeln zwei Armeekorps folgen, um einen Angriff aus 
Paris heraus, der ja wohl immer zu erwarten sein würde, abzuwehren. 
Im übrigen sollte der deutsche Angriff zunächst den feindlichen Widerstand 
') Mitteilungen des dem Vortrage des Generals v. Kühl beiwohnenden Ver¬ 
bindungsoffiziers der Obersten Heeresleitung beim Oberkommando 1, des jetzigen 
Generals v. Tieschowitz, vom 28. Dezember 1927 an das Reichsarchiv. 
2) Die Angaben über diese Unterredung fußen auf Tagebuchauszeichnungen des 
jetzigen Generalmajors v. Mertz. 
3) Nach Tagebuchaufzeichnungen des Generals v. Krafft.
	        
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