Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Gerüchte über britische Landungspläne in Holland. 
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Kampfmittel in Gestalt von Chlorgas. Das Gas sollte bei günstiger Wit¬ 
terung aus den vordersten Gräben abgeblasen werden und den Gegner zum 
Verlassen seiner Stellung zwingen. Für einen derartigen Versuch kamen 
nach Ansicht des Armee-Oberkommandos in erster Linie die deutschen 
Stellungen nordwestlich Gheluvelt in Betracht. Die technische Leitung 
der Vorarbeiten lag in der Hand des Geheimen Regierungsrates Professor 
Dr. Haber, des Direktors des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische 
Chemie und Elektrochemie und wissenschaftlichen Schöpfers der neuen 
Waffe, und des Oberst Peterson, des Kommandeurs neuaufgestellter Gas- 
truppenteile. Mitte Februar nahm dieser Plan feste Gestalt an, die 
erforderlichen Vorarbeiten begannen. Man beabsichtigte, den Vorstoß aus 
den Abschnitten der 54. Reserve- und 39. Infanterie-Division zu führen. 
Der Angriff wurde für Anfang März in Aussicht genommen, mußte aber 
infolge ungünstiger Wetterlage immer wieder verschoben werden. 
Seit Mitte Februar liefen wiederholt Gerüchte um von einem baldigen 
britischen Landungs- und Amfassungsversuch durch holländisches Gebiet. 
Cs bedeutete zwar eine gewisse Beruhigung, daß — wie man wußte — irr 
Holland selbst Abwehrmaßnahmen getroffen wurden. Immerhin mußte 
auch das Armee-Oberkommando 4 sich auf derartige Möglichkeiten ein¬ 
stellen. Am 22. Februar meldete es der Obersten Heeresleitung, daß im 
Falle „einer englischen Landung in Holland sofort zwei gemischte Marine¬ 
brigaden, die Garde-Kavallerie-Division, die Armeereserve (eine gemischte 
Infanterie-Brigade) und eventuell zehn Bataillone Ctappentruppen über 
die Grenze konzentrisch vorgehen würden". General v. Falkenhayn eröffnete 
gelegentlich einer Besprechung Anfang März dem Armeeführer, General¬ 
oberst Herzog Albrecht von Württemberg, „eine Allerhöchste Willens¬ 
meinung dahingehend, daß Holland sich selbst voraussichtlich kräftig gegen 
einen englischen Einfall wehren würde, und daß Deutschland peinlichst 
jedem Neutralitätsbruche aus dem Wege gehen müsse. Die Einfahrt 
englischer Schiffe in die Schelde sei zunächst kein Anlaß zu Grenzüber¬ 
schreitungen. Daraufhin befahl der Oberbefehlshaber, daß die Grenze nur 
auf seinen ausdrücklichen Befehl überschritten werden dürfe, daß aber sämt¬ 
liche hierzu bestimmten Truppen sich bei einer englischen Landung sofort 
dicht an der Grenze zu versammeln hätten"*). Als gemeinsamer Führer 
dieser Verbände wurde General der Kavallerie v. Werder, der Komman¬ 
deur der 4. Crsah-Division, bestimmt, der die erforderliche Verbindung 
mit dem Generalgouverneur von Belgien aufnahm. 
9 Kriegstagebuch A. O. K. 4, 2. März 1915.
	        
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