Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. 
den Dardanellen war für die nächsten Wochen noch nicht zu rechnen. Ohne 
baldige Verbindung mit Mitteleuropa mußte sich die Türkei inzwischen 
auf ihren Hauptkriegsschauplätzen auf reine Abwehr beschränken. Was sie 
dagegen im Falle einer Ausfüllung ihrer Kriegsrüstung durch die deutsche 
Waffenindustrie würde leisten können, schilderte Enver Pascha in einem 
Schreiben an General v. Falkenhayn vom 23. März in lebhaften Farben: 
„Ich möchte nicht, daß unser Bündnis mit Deutschland und Österreich 
eine Last für diese Mächte wäre, sondern bin nur bestrebt, den Verbündeten 
mit allen unseren Kräften zu helfen. Dies würde in viel höherem Maße 
geschehen, wenn Serbien niedergeworfen, dadurch vor allem Bulgariens 
Haltung zuverlässig, auch Rumänien gefügiger gemacht, und die offene 
Verbindung zwischen uns und Deutschland—Österreich hergestellt würde. 
Ich hoffe, alsdann weitere bedeutende Kräfte für die gemeinsamen Zwecke 
verfügbar machen zu können. Die Türkei besitzt noch % Million gedienter 
Mannschaften des Veurlaubtenstandes, die sofort einberufen werden 
können, wenn Waffen vorhanden sind... Die Wiederaufnahme der Offen¬ 
sive gegen den Suezkanal und nach Kaukasien hinein könnte daher in diesem 
günstigeren Falle sehr wohl ins Auge gefaßt werden. Ja, da sich annehmen 
läßt, daß dann auch Bulgarien und Rumänien zum Anschluß an das 
zwischen uns bestehende Bündnis bewogen werden würden, so ist die 
Möglichkeit einer direkten Kooperation mit den deutsch-österreichischen 
Heeren auf europäischem Boden gegeben. Die Richtung derselben würde 
eine große Wirkung auf den Widerstand Rußlands nicht verfehlen; sie 
träfe dessen schwachen linken Flügel und führte in Provinzen hinein, in 
denen Rußland am empfindlichsten getroffen werden kann.. 
Diese Aussichten waren nur geeignet, General v. Falkenhayn in seiner 
Absicht der Öffnung des Weges nach Konstantinopel zu bestärken. 
Zunächst galt es, Bulgarien zu gewinnen. Die Aussichten dafür waren 
nach einem am 26. März eingehenden Bericht des Militärattaches bei 
den großen Ansprüchen, die man in Sofia erhob, wenig günstig, und 
zwar nicht zuletzt wegen des schlechten Eindrucks, den der Fall von Przemysl 
gemacht hatte. König Ferdinand wollte sich offenbar aus seiner abwar¬ 
tenden Haltung nicht herausdrängen lassen, trotz der lockenden Angebote, 
die General v. Falkenhayn ihm in jenen Tagen machte: Cr hatte dem 
König einen gemeinsamen Feldzugsplan gegen Serbien unterbreiten lassen. 
Zwei österreichisch-ungarische Divisionen sollten von Bosnien, zehn 
deutsche und österreichisch-ungarische Divisionen von Norden, die bulgarische 
Armee von Osten und Südosten her vorgehen. Da die Gesamtstärke der 
Teile der serbischen Armee, die in Nordserbien auftreten könnten, wenn 
gleichzeitig Risch bedroht würde, höchstens 100 000 Mann betrüge, so müffe
	        
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