336 Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. den Dardanellen war für die nächsten Wochen noch nicht zu rechnen. Ohne baldige Verbindung mit Mitteleuropa mußte sich die Türkei inzwischen auf ihren Hauptkriegsschauplätzen auf reine Abwehr beschränken. Was sie dagegen im Falle einer Ausfüllung ihrer Kriegsrüstung durch die deutsche Waffenindustrie würde leisten können, schilderte Enver Pascha in einem Schreiben an General v. Falkenhayn vom 23. März in lebhaften Farben: „Ich möchte nicht, daß unser Bündnis mit Deutschland und Österreich eine Last für diese Mächte wäre, sondern bin nur bestrebt, den Verbündeten mit allen unseren Kräften zu helfen. Dies würde in viel höherem Maße geschehen, wenn Serbien niedergeworfen, dadurch vor allem Bulgariens Haltung zuverlässig, auch Rumänien gefügiger gemacht, und die offene Verbindung zwischen uns und Deutschland—Österreich hergestellt würde. Ich hoffe, alsdann weitere bedeutende Kräfte für die gemeinsamen Zwecke verfügbar machen zu können. Die Türkei besitzt noch % Million gedienter Mannschaften des Veurlaubtenstandes, die sofort einberufen werden können, wenn Waffen vorhanden sind... Die Wiederaufnahme der Offen¬ sive gegen den Suezkanal und nach Kaukasien hinein könnte daher in diesem günstigeren Falle sehr wohl ins Auge gefaßt werden. Ja, da sich annehmen läßt, daß dann auch Bulgarien und Rumänien zum Anschluß an das zwischen uns bestehende Bündnis bewogen werden würden, so ist die Möglichkeit einer direkten Kooperation mit den deutsch-österreichischen Heeren auf europäischem Boden gegeben. Die Richtung derselben würde eine große Wirkung auf den Widerstand Rußlands nicht verfehlen; sie träfe dessen schwachen linken Flügel und führte in Provinzen hinein, in denen Rußland am empfindlichsten getroffen werden kann.. Diese Aussichten waren nur geeignet, General v. Falkenhayn in seiner Absicht der Öffnung des Weges nach Konstantinopel zu bestärken. Zunächst galt es, Bulgarien zu gewinnen. Die Aussichten dafür waren nach einem am 26. März eingehenden Bericht des Militärattaches bei den großen Ansprüchen, die man in Sofia erhob, wenig günstig, und zwar nicht zuletzt wegen des schlechten Eindrucks, den der Fall von Przemysl gemacht hatte. König Ferdinand wollte sich offenbar aus seiner abwar¬ tenden Haltung nicht herausdrängen lassen, trotz der lockenden Angebote, die General v. Falkenhayn ihm in jenen Tagen machte: Cr hatte dem König einen gemeinsamen Feldzugsplan gegen Serbien unterbreiten lassen. Zwei österreichisch-ungarische Divisionen sollten von Bosnien, zehn deutsche und österreichisch-ungarische Divisionen von Norden, die bulgarische Armee von Osten und Südosten her vorgehen. Da die Gesamtstärke der Teile der serbischen Armee, die in Nordserbien auftreten könnten, wenn gleichzeitig Risch bedroht würde, höchstens 100 000 Mann betrüge, so müffe