Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Operationsmöglichkeiten bei stärkerer Kräftezuweisung. 
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Eis und grimmiger Kälte konnten die besten Überlegungen und Ma߬ 
nahmen der Führung viel leichter wirkungslos bleiben als selbst bei 
stärksten Witterungseinflüssen eines ungünstigen Sommers. 
Cs hat sich ferner für die Führung der Operationen im Bereich des 
Oberbefehlshabers Ost als nachteilig erwiesen, daß seine Streitkräfte kurz 
zuvor durch Abgaben an die Karpaten-Front um 2% kampfkräftige Infan¬ 
terie-Divisionen geschwächt worden waren. Ob der Oberbefehlshaber Anfang 
Januar für diese Abgaben zu gewinnen gewesen wäre, wenn er bereits 
damals über den Einsah der neuen Korps im Osten unterrichtet gewesen 
wäre und durch diesen Krästezuwachs sich ihm andere Crfolgsaussichten 
eröffnet hätten, darf bezweifelt werden. Cs läßt sich nach unserer heutigen 
Kenntnis der Wirkung des Ablenkungsangriffes bei Volimow—Vorzymow 
wohl mit Sicherheit annehmen, daß die Russen bei baldiger Wieder¬ 
holung solcher Angriffe in Westpolen an oder hinter die Weichsel zurück- 
gegangen wären. Zu einer entscheidenden Operation im Osten, wie sie 
der Generalfeldmarschall v. Hindenburg ursprünglich angestrebt hatte, ist es 
aus Mangel an verfügbaren Kräften auch diesmal nicht gekommen. 
Ostpreußen war zum zweiten Male von den Russen befreit, ein neuer 
großer Vernichtungssieg war errungen. Das Ziel aber, das sich die höhere 
Führung bei der Anlage der Operation gesetzt hatte, wurde nicht erreicht; 
dem großen Schlachterfolge blieb die damals erstrebte strategische Aus¬ 
wirkung versagt. Widerstrebend und langsam nur rang sich die oberste Füh¬ 
rung zu dieser Erkenntnis durch. Vis zum 26. Februar wehrte sich General¬ 
feldmarschall v. Hindenburg gegen den Gedanken, die Operation aufzugeben. 
Der nicht geglückte erste Cinkreisungsversuch bei Augustow, die Mißerfolge 
am Bobr, die Zuspitzung der Lage bei Przasnysz waren die Marksteine am 
Wege zu dem schweren und bitteren Entschluß vom 27. Februar, die weitere 
Offensive einzustellen. Die Krise auf dem Ost-Kriegsschauplahe, durch die 
Siege um Lodz 1914 nur hinausgeschoben, wurde auch durch den neuen 
großen Schlachtersolg nicht beseitigt, trotz aller Hingabe der Truppe. 
Mit den im Osten verfügbaren Mitteln ließ sich angesichts der russischen 
Übermacht kein entscheidendes Ergebnis mehr erzielen, selbst dann nicht, 
wenn durch Abwehr an der Rarew-Front Kräfte zum Einsatz bei der 
10. Armee ausgespart worden wären. 
Gleichwohl ist die Operation für die Gesamtlage im Osten nicht ohne 
bedeutsames strategisches Ergebnis geblieben. Die neue Niederlage löste 
in Rußland um so größere Sorge aus, als dieses traurige Vorspiel des 
neuen Feldzugsplanes wenig Hoffnung auf eine Wendung der Lage er¬ 
weckte, deren man aus innerpolitischen Gründen so dringend bedurfte. Der 
t Weltkrieg. VII. Band. 18
	        
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