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Die Winter-Masurenschlacht.
aus der Front zu ziehen und bei Angerburg zum Abtransport nach Rud-
czanny bereitzustellen.
Im Stabe des Oberbefehlshabers Ost trat die Sorge um
den Schutz der langen Flanke an der Südgrenze O st Preußens
immer mehr in den Vordergrund. Seit dem 12. Februar bestand der Ein¬
druck, daß die am Narew aufmarschierende russische 12. Armee ihren
Schwerpunkt zu einem Vorstoß in der Richtung auf Ortelsburg verlegen
würde. Das IV. sibirische Korps war bei Nozan, das XXVII. Korps
bei Przasnysz festgestellt. Die aus Westpolen anrollende vorderste Brigade
des I. ReservekorpsH wurde daher bei Willenberg eingesetzt. Am
13. Februar war das Vorgehen der Russen über Grajewo auf Prostken ein
warnender Hinweis auf die Gefahren, die von den Vobr—Rarew-Festungen
her drohten. Am 14. Februar eingehende Nachrichten deuteten auf eine
Verstärkung des Feindes in der Gegend von Chorzele—Kolno hin; nörd¬
lich letzteren Ortes überschritten seine Vortruppen bereits die Grenze. Der
Cntlastungsstoß der Russen gegen die langen Verbindungen der 8. und
10. Armee schien in Gang zu kommen.
Der Oberbefehlshaber Ost hatte dem Armee-Oberkommando 8 die
ersten Weisungen zur Wegnahme der Festungen Lomza und Osowiec schon
am 13. Februar zugehen lassen. Die Durchführung des Angriffs auf
Lomza wurde dem XX. Armeekorps des Generals v. ScholhH übertragen.
Cs unterstand fortan unmittelbar dem Oberbefehlshaber Ost, erhielt aber
dessen Befehle durch das Oberkommando der 8. Armee, der das Korps für
die neuen Operationen „angegliedert" wurde. Für den Angriff gegen die
Festung Osowiec von Nordwesten her wurde die 1. Landwehr-Division
bestimmt^), während das XXXX. Reservekorps und das % I. Armeekorps
nach Abschluß der Kämpfe gegen die russische 10. Armee südlich Augustow
über Sztabin—Suchowola herumfassen und die Festung durch infanteristi-
schen Angriff gegen ihre rückwärtige Front zu Fall bringen sollten. Als
am 14. Februar mehrere russische Kolonnen von Kolno her auf die Grenze
zu im Anmarsch gemeldet wurden, erhielt General v. Scholtz den Befehl
zum Angriff gegen diesen neuen, die Südflanke der Armee bedrohenden
Gegner. Da seine 37. Infanterie-Division bei Myszyniec stärkerem Feind
0 S. 250. — 2) S. 171.
3) Von der 1. Landwehr-Division waren zur Zeit:
a) die 5. Infanterie-Brigade schon beim XXXX. Reservekorps eingesetzt,
b) die 34. Landwehr-Brigade im Antransport von Angerburg nach Rudczanny,
c) die 6. Landwehr-Brigade, dabei der Divisionsstab und die gesamte schwere
Artillerie der 1. Landwehr-Division, im Vormarsch aus der Gegend südwestlich
Goldap über Marggrabowa—Wielihken