166
Die Winter-Masurenschlacht.
31. Januar bis
5. Februar.
die Artillerievorbereitung waren 18 000 Gasgranaten zur Verfügung
gestellt.
Vei klarem Frostwetter erfolgte am 31. Januar der Angriff. Nach
fast dreistündiger Artillerievorbereitung durch etwa 100 Batterien, darunter
etwa 40 schwere, trat die Infanterie über schneebedeckten Boden zum
Sturme an. Der Schwerpunkt des Angriffes lag bei Wola Szydlow—
Vorzymow. Infolgedessen trugen auch die dort eingesetzten Divisionen,
die 49. und 1. Reserve- und wiederum die 4. und 36. Infanterie-Division,
die Hauptlast des Kampfes. Im ersten Anlauf wurden die vordersten feind¬
lichen Gräben genommen, sie gingen dann aber durch Gegenstöße nach er¬
bittertem Nahkampf teilweise wieder verloren. Nach den geringen Erfolgen
des ersten Tages lief sich der Angriff in den nächsten Tagen gegen heran¬
geführte Reserven der Russen völlig fest, zumal da auf sparsamen
Munitionsverbrauch seitens der höheren Führung hingewiesen werden
mußte. Die Einnahme des Gutes von Mola Szydlowiecka blieb der einzige
Gewinn. Am dritten Kampftage wurde Humin von der 4. Infanterie-
Division genommen und gehalten. Am 3. und 4. Februar beantworteten die
Russen die Angriffe, insbesondere die des Korps Morgen, mit starken
Gegenstößen; sie wurden zwar blutig abgewiesen, doch konnte auch die
eigene Infanterie keine nennenswerten Fortschritte machen. Es wurde
festgestellt, daß der Feind die 3. und 6. sibirische Division, die 25. Infan¬
terie-, 59. Reserve- und 13. sibirische Schützen-Division neu heranbefördert
hatte. Ebenso war die russische Artillerie verstärkt worden. Angesichts
dieser Lage wurde am 5. Februar von deutscher Seite der Angriff ein¬
gestellt.
Der unter schweren Verlusten erkaufte Geländegewinn war gering und
taktisch ohne Bedeutung. Nachteilig hatte sich der Amstand ausgewirkt,
daß der Angriff für die Russen nicht überraschend einsetzte. Durch Ge¬
fangenenaussagen, Agenten und Lufterkundung rechtzeitig unterrichtet,
hatte die russische Führung infolge zweimaliger Verschiebung des Angriffes
genügend Zeit gehabt, sich auf die Abwehr einzurichten. Außerdem hatte
der Gegner offenbar die vordersten Gräben nur schwach beseht oder sogar
ganz geräumt und erwartete den Angreifer in den dichtbesehten Hinteren
Gräben. Daß Kälte und Schnee die Gaswirkung nahezu aufhoben, war da¬
mals freilich noch nicht bekannt; so ist es erklärlich, daß der Angriff
schon zu Beginn trotz Einsatzes einer für damalige Auffassung „ungewöhn¬
lich starken Artilleriemasse" nicht zum Erfolge führte. Ein weiterer Grund
war die erhebliche zahlenmäßige Überlegenheit auf der Feindseite. Doch
war tatsächlich durch die Angriffe bei Bolimow in dem russischen Abtrans¬
port aus Westpolen nach dem Rarew eine erhebliche Stockung eingetreten.