Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Zweites Rapitel. 
Der Kriegsausbruch. 
Am 28. Juni 1914 wurde in Serajewo der österreichisch-ungarische 
Thronfolger nebst seiner Gemahlin ermordet. Es bestand kein Zweifel, 
daß es sich um einen rein politischen Mord handelte irrt Dienste der 
gegen den Bestand der Donaumonarchie gerichteten großserbischen Be¬ 
strebungen. Nach allem Vorangegangenen war man angesichts dieser 
neuesten schweren Herausforderung in Wien entschlossen, den serbischen 
Umtrieben ein Ende zu machen. Dazu wollte man sich für alle Fälle 
der Unterstützung Deutschlands versichern. 
Die Absichten der Wiener Regierung erfuhr der Deutsche Kaiser am 
5. Juli in Potsdam durch ein Handschreiben des Kaisers Franz Josef und 
eine Denkschrift der österreichisch-ungarischen Regierung. In der am fol¬ 
genden Tage nach Wien erteilten Antwort hieß es hinsichtlich Serbiens, 
daß der Deutsche Kaiser „in den zwischen Österreich-Ungarn und diesem 
Lande schwebenden Fragen naturgemäß keine Stellung nehmen könne, da 
sie sich seiner Kompetenz entzögen. Kaiser Franz Josef dürfe sich aber 
darauf verlassen, daß Seine Majestät im Einklang mit seinen Bündnis- 
pflichten und seiner alten Freundschaft treu an Seite Österreich-Ungarns 
stehen werde"1). 
Am Nachmittag des 5. Juli ließ der Kaiser den Preußischen Kriegs¬ 
minister, Generalleutnant v. Falkenhayn, rufen und unterrichtete ihn über 
die Lage. Zum Schluß fragte er ihn, ob das Heer für alle Fälle bereit sei. 
Generalleutnant v. Falkenhayn bejahte dies; seine Frage, ob irgendwelche 
Vorbereitungen zu treffen seien, verneinte der Kaiser. Der Generalstabs¬ 
chef, Generaloberst v. Moltke, hatte damals gerade eine längere Kur in 
Karlsbad angetreten. Der Kriegsminister teilte ihm sofort brieflich mit, 
was er bei dem Empfang in Potsdam erfahren hatte: Nach den Mit¬ 
teilungen des österreichisch-ungarischen Botschafters glaube der Kaiser an¬ 
nehmen zu sollen, daß die Donaumonarchie entschlossen sei, „die auf der 
Balkan-Halbinsel gegen Österreich angezettelten Umtriebe nicht länger 
zu dulden und zu diesem Ende erforderlichenfalls zunächst in Serbien ein- 
i) Der Reichskanzler an den Botschafter in Wien am 6. Juli 1914; abgedruckt in: 
„Die deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch". Charlottenburg 1919, Nr. 15.
	        
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