Volltext: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts

ERFURT 
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rei betrieben wurde, die am 24. Dezember dieses Jahres ein Lektionarium heraus 
brachte. Es ist ein umfangreicher Foliant, ganz in einer noch recht unbeholfenen 
Missaltype gedruckt, von der uns Taf. 130 der Monumenta eine Vorstellung gibt. Da 
ein zweites Buch mit dieser Schrift bisher nicht bekanntgeworden ist, dürfen wir wohl 
annehmen, daß dasselbe auf Bestellung von einem Wanderdrucker hergestellt ist, 
dem die Patres Unterkunft und Platz zur Ausführung seiner Arbeit gewährten. Ob 
die DrucSeinrichtung dem Kloster gehörte oder dem Typographen, muß dahinge 
stellt bleiben. 
Nachbildungen: Monumenta Taf. 130. GfT. Taf.909/910. 
Ein ebenso kurzes Dasein hat die Presse gehabt, als deren Besitzer sich 
PAUL WIDER VON HORNBACH nennt. Scholderer (Library, July 1912, 
S.27) vermutet, daß dieser Paulus Wider identisch ist mit dem Kirchherrn von 
Medelsheim, der mit seinem Bruder Johannes Wider wiederholt in den Basler Buch 
druckerregesten als Buchhändler erwähnt wird, vgl. Archiv f. Gesch. d. d. Buchhandels XI 
(1888). Wir kannten von ihm lange Zeit nur einen einzigen Druck, des Johannes de 
Lutrea Exercitium librorum de anima (Hain * 10350, Proctor 3101), der am 26. August 
1482 vollendet wurde (Taf. 131 1 ). Sonst werden ihm noch die nicht unterschriebenen 
Praecepta coaugmentandae rhetoricae orationis comodissima (Hain 13315 = Nach 
träge zu Hain Nr. 286) zugewiesen. 
Wider besaß zwei Typenarten: eine Texttype mit M49 und M87 und eine Aus 
zeichnungsschrift mit M 29, die beide mit kleinen Abweichungen auch in dem Schriften 
material des Leipziger Capotius-Druckers Martin Landsberg Vorkommen. 
Druckproben: Monumenta Taf. 250 \ GfT. Taf. 911. Vgl. GfT. Taf. 37. 
DRUCKER DES ARISTEAS / Die nächste sichere Erfurter Druckerei ist die 
jenige, aus der des Aristeas Tractatulus de 72 interpretibus hervorgegangen ist. Er 
enthält Angabe des Druckortes und Jahres 14H3. Die nach italienischem Vorbilde 
geschaffene, auch in Deutschland weit verbreitete Type mit M91 ist von den ver 
wandten Schriften leicht durch das doppelte, senkrecht stehende Divis zu unter 
scheiden, vgl. Monumenta Taf. 235, Stockholm 89, TFS. 1907 d. Wir kennen aus 
dieser Presse zur Zeit nur etwa ein halbes Dutzend von Drucken meist geringen Um 
fangs, so daß wir für sie nur eine verhältnismäßig kurze Lebenszeit annehmen können. 
Angaben über den Namen ihres Besitzers oder Leiters zu machen, sind wir nicht in 
der Lage, ebensowenig wie für die zwei folgenden Pressen. 
DRUCKER DES BOLLANUS / Von Proctor so benannt nach dem Druck der 
im Jahre i486 in der Erfurter Universität gehaltenen Determinatio (Hain *3435)- 
Das Fragment eines Almanachs auf das Jahr 1467? der also wohl Ende i486 gedruckt 
ist, sowie ein späterer auf das Jahr 149 1 (Heitz-Haebler 70) geben uns die Grenzen 
für die Zeit seiner Tätigkeit an; in zweien seiner Drucke ist Erfurt als Druckort an 
gegeben. Proctor kannte nur die kleine Type mit M 70; erst neuerdings ist dazu eine
	        
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