Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Die Weltlage im Sommer 1916 
Beendigung des Krieges nie und nimmer durch einen Verzicht auf die 
im LondonerVertrag (Bd. II, S. 283) anerkannten nationalen Aspirationen 
zu erkaufen vermöchte. Zudem war Italien wirtschaftlich von England 
noch abhängiger als Frankreich. 
England aber war mehr noch als seine Alliierten entschlossen, den 
einmal aufgenommenen Kampf so lange fortzuführen, bis es Deutsch¬ 
lands Weltgeltung vernichtet und durch den Erwerb deutscher Kolonien 
und türkischen Gebietes seine eigene Weltstellung in erheblichem Aus¬ 
maße gestärkt hätte. Mit geringen Ausnahmen hatte sich die gesamte 
britische Öffentlichkeit vorbehaltlos auf die Kriegsführung eingestellt. 
Entgegen allem Herkommen waren im Mai 1915 nach dem Scheiternder 
ersten Dardanellenangriffe Führer der Opposition in das Kabinett Asquith 
eingetreten. Dieses warf am 24. April 1916 den Aufstand der irischen 
Separatisten in Dublin mit Waffengewalt nieder und erstreckte am 25. Mai 
1916 die zu Jahresbeginn eingeführte Wehrpflicht der Unverheirateten 
auf die Allgemeinheit ohne Ausnahme. Auch die Dominions gingen in 
der Kriegspolitik des Mutterlandes mit überwältigender Mehrheit mit, 
wofüu ihnen freilich größere Selbständigkeit und größerer Einfluß auf 
die Verwaltung des Gesamtimperiums zugestanden werden mußten. Als 
unmittelbarste und gefährlichste Bedrohung empfand Großbritannien die 
Anwesenheit der Deutschen auf dem belgischen Glacis und an der Kanal¬ 
küste, vor den Toren von Dünkirchen und Calais. 
Dem unablässigen Drucke Englands war es zuzuschreiben, wenn am 
23. Februar 1916 das längst zur britischen Kolonie gewordene Portugal 
auf 37 in den Tejo geflüchteten deutschen Schiffen die portugiesische 
Flagge hissen ließ und so die Mittelmächte zur Kriegserklärung zwang. 
Allerdings sollte es noch geraume Zeit dauern, ehe portugiesische Ba¬ 
taillone an der Westfront auftauchten. Die Zahl der Neutralen in Europa 
war wieder um einen vermindert worden. Nur mehr Spanien, Holland, 
die Schweiz und die drei nordischen Reiche hielten sich noch vom Kriege 
fern. In Griechenland führte der König Konstantin einen verzweifelten 
Kampf gegen das Bemühen Frankreichs und Englands, die Hellenen in 
das Weltringen hineinzureißen. Aber die Westmächte, die am 21. Juni 
die Demobilisierung des griechischen Heeres erzwangen, mußten über 
kurz oder lang um so mehr den Sieg davontragen, als sie auch unter 
den Parteien des Landes starke Bundesgenossen wußten. 
Die wundeste Stelle der Entente bildete schon zu Beginn des dritten 
Kriegsjahres zweifellos der russische Koloß. Wohl hatten sich auch hier 
zu Kriegsbeginn alle Parteien — unter Vorbehalt auch die Sozialisten
	        
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