Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

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v. Lettow-Vorbeck 
und den Verpflegungsnachschub von dort. Vieh an das Magazin 
lieferten die umliegenden Farmer und die Massai; Weizen, Kartof¬ 
feln, Kaffee die Europäerxflanzungen und die zahllosen sonstigen 
Getreidearten die Eingeborenen des fruchtbaren Gebietes. Aber auch 
aus dem Innern, von Kondoa Irangi her, brachten Gchfenwagen 
und Trägerkarawanen unausgesetzt Verpflegung heran. 
2m Norden des Meru und Kilima Njaro, nach der englischen 
Grenze zu, wo sich die unendlich scheinenden flachen Grassteppen 
ausdehnen, da umgab ein Gürtel geräumiger Farmen die beiden 
Berge. Da weideten Tausende von Rindern, Schafen und Ziegen. 
Die meist auf guten Pferden berittenen Farmer hatten bei Kriegs¬ 
beginn eine Kompagnie von 60 Mann gebildet. Lin kühner Beute¬ 
zug gegen ein englisches Lager hatte die Aufstellung einer zweiten 
berittenen Kompagnie ermöglicht. Nach und nach wurden Diese 
Kompagnien auf je fOO Reittiere gebracht, und auch Askari wurden 
in sie eingereiht. So wurde die Umsicht und Zuverlässigkeit der Luro- 
xäer durch die Findigkeit und die scharfen Sinne der Eingeborenen 
sehr glücklich ergänzt. Auch einige Vierzig dieser Berittenen gehörten 
zu der Abteilung von Gldonjo Sambu. 
Nach Norden zu lag das Lager am letzten Wasser. Jetzt, zur 
Trockenzeit, konnte man in der endlosen, feindwärts gelegenen Steppe 
verdursten. 
Der Posten der Kompagnie war auf einen hohen Baum ge¬ 
klettert, sein Blick wurde durch das dürre Buschwerk kaum gehindert. 
Ab und zu bemerkte er eine wandernde Staubwolke, doch sein schar¬ 
fes Auge erkannte bald, daß es sich um eine Herde Zebras, Grvx- 
antilopen oder kleine Grant- und Thomfen-Gazellen handelte, die 
in Unmengen die Gegend belebten. Aber er wußte, daß auch manch¬ 
mal englische Patrouillen erschienen, die, gestützt auf die Nachrichten 
der Massai, die Gegend abstreiften. Erst kürzlich war ein an einem 
Baum auffällig angebrachter Zettel gefunden worden, der den bal¬ 
digen Einbruch des Feindes mit großer Macht und das Zerschlagen 
der deutschen Herrschaft mit einem 1,000 Tonnen-Hammer ankündigte. 
Für die Massai, reine Steppenbewohner und Viehzüchter, hatte das 
wasserarme Land im Norden keine Schrecken. 50 und 80 km 
in heißem Sonnenbrände legten die sehnigen Kerle an einem Tage 
mit Leichtigkeit zurück und kannten manches in einem Affenbrotbaum 
versteckte Wasser. Unsere Patrouillen hatten beobachtet, wie die 
zum Erkunden entsandten Massai im englischen Lager sehr freund¬ 
lich aufgenommen wurden. Dort wurde ihnen auch gesagt, was 
sie den Deutschen berichten sollten. Jetzt hatte man in der Nähe des 
deutschen Lagers auch unbekannte Eingeborene bemerkt. Es galt 
aufzupassen. 
<£in Europäer kletterte hinauf zum Posten und sah durchs Fern¬ 
glas. Klar hob sich im Norden, fast zwei Tagemärfche ohne Wasser 
entfernt, der Gebirgsstock des Longido-Berges schroff in die Höhe,
	        
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