Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

Das letzte Mal an dev 'front, 
Iulî—August 1918. 
Non Oberleutnant a. D. Lothar Freiherrn v. LîîchtHofen, 
damals Leutnant und Führer der Jagdstaffel Mchthofsn. 
(7\ m 2\. April W8 fiel Manfred. 
-^»Zuerst glaubte ich es nicht; die Nachrichten in den Zeitungen 
waren aber so ausführlich — es mußte wahr fein. 
Ich lag im Kieferlazarett in Düsseldorf und hatte meinem 
Bruder nicht geholfen! Wie oft hatten wir uns gegenseitig das Leben 
gerettet — bei seinem letzten Fluge hatte ich Manfred im Stich ge¬ 
lassen. 
Meine Eltern, alle meine Verwandten und Bekannten bestürmten 
mich nicht wieder raus zu gehen. Doch meinen Schwur Rache zu 
nehmen mußte ich erfüllen, koste es was es wolle. Alles hatte sich 
gegen mich verschworen. Der Kommandierende General der Luft¬ 
streitkräfte bot mir im Hauptquartier eine sehr angenehme Ad¬ 
jutantenstelle an. Meine Ärzte wollten mich nicht wieder hinaus¬ 
lassen, sie schrieben mich nicht „K.-P.". Ehe dies bekannt wurde, 
mußte ich an der Front fein, sonst wurde ich nicht zu meiner Jagd¬ 
staffel gelassen. Der normale Weg wieder ins Feld zu kommen 
dauerte Tage bis H Wochen. In wenigen Tagen mußte mein 
ärztliches Attest bei meinem Ersatztruppenteil in Hannover bekannt 
sein, dann war es zu spät. Fürchterlich! Ich selbst war mir nicht 
ganz klar, ob mein rechtes Auge, das bei der letzten Verwundung 
verletzt worden war, im Luftkampf genügen würde: das konnte kein 
Mensch beurteilen, das mußte ich selbst an der Front ausprobieren. 
Nun kamite ich beim Generalkommando den Herrn, der die 
Personalien bearbeitete. Also antelephonieren. Erklärte, sei wieder 
gesund, wollte die Staffel wieder übernehmen. „Machen wir!" 
war die Antwort. Gleich auf die Bahn gesetzt und ins Haupt¬ 
quartier gefahren, war eins. Dort meldete ich mich beim Komman¬ 
dierenden General auf der Durchreise zur Front als vollkommen wie¬ 
der hergestellt. Diese Lüge war nötig, denn ich wäre sonst im letzten 
Augenblick noch angehalten worden. In Permets wurde ich rührend 
behandelt. Bei Tisch saß ich zwischen General v. Höxpner und dem 
Lhef Thomsen. Abends wurde ich im Automobil zur Bahn ge¬ 
bracht; für die damalige Gummiknappheit, etwas Fabelhaftes, 
Schlafwagen. Nächster Morgen Maubeuge. Dort bei strömendem
	        
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