Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

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Sedlar 
möglich war, so herzzerreißend auch die Klagen und Hilferufe der 
verschütteten zu den Unseren herüberdrangen. Nur aus rein mensch¬ 
lichen Gründen entschloß man sich unsererseits zu einem Ersuchen an 
das italienische Kommando um einen kurzen Waffenstillstand, um 
das Leben der verschütteten Italiener zu retten. Die Parlamentär¬ 
verhandlung verlief fruchtlos, das italienische Kommando lehnte ab 
und überließ aus nichtigen Gründen die eigenen Landsleute, die 
doch auch nur in Ausübung ihrer Pflicht ein furchtbares Verhängnis 
ereilt hatte, herzlos ihrem Schicksal. Gerecht war die tiefe Ent¬ 
rüstung, mit der diese Entscheidung der italienischen Heeresleitung 
von den gefangenen Italienern aufgenommen wurde. Sie dachten 
menschlicher als diese und erboten sich zur Hilfeleistung für ihre 
verschütteten Kameraden. 
voll Selbstverleugnung und Opfermut schritten denn die braven 
59 er selbst an das Rettungswerk. Sie setzten im feindlichen Feuer 
ihr eigenes Leben aufs Spiel, um das des wehrlosen, verschütteten 
Feindes zu retten. Noch am 28. September — H20 Stunden nach 
der Sprengung — waren Hilferufe hörbar. Bis zum 2. Oktober 
waren zirka 90 Italiener — freilich vollkommen erschöpft oder 
verwundet — ihrem Steingrabe entrissen. 
Nicht nur im Kampf auf der Walstatt, wo im Toben der 
Schlacht oft das klare Empfinden der Todesnähe fehlt, hatten sich 
unsere Soldaten als Helden erwiesen, sondern auch als selbstlose 
Kämpfer im Dienste der Barmherzigkeit und der Menschlichkeit. Fast 
höher noch als die glänzende Waffentat steht dieses heldische Sama- 
ritanertum. 
„Hoch klingt das Lied vom braven MannH wie Grgelton und 
Glockenklang — —!" Sie haben sich ewig in unsere Herzen ein¬ 
gegraben und sich ein Denkmal in unserer dankbaren Erinnerung 
errichtet, „aere perennius“, die tapferen Helden und die guten 
Menschen vom Monte Limone! 
Nicht nur der Erfolg, auch das Menschentum war unser! 
')Der brave Mann, von dem Gottfr. Aug. Bürgers Lied meldet, daß er in lvelsch-Bern 
(Verona) dem Brückenwärter das Leben gerettet habe, war ein deutscher Bauer aus 
den sieben cimbrischen Gemeinden, in denen sich diese Kämpfe abspielten. Noch heute 
lebt die deutsche Sprache in diesen Gegenden und fast alle Orte haben noch ihre alten 
deutschen Namen. Anmerkung des Verlegers.
	        
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