Volltext: Österreich (3; 1923)

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Mettelet 
verbündete Divisionen standen damit am serbischen Ufer und setzten 
bei Tagesanbruch des 9- Oktober den Angriff fort. 
Auf unserem rechten Flügel drangen die Qßev in die nur mehr 
von schwachen Nachhuten verteidigte Festung ein und pflanzten dort 
das österreichische Banner auf. Unsere Truppen, mein arg ge¬ 
lichtetes Bataillon nun in der Reserve, drangen im Kampfe mit 
serbischen Nachhuten — das Gros hatte in der Nacht Stadt und 
Festung geräumt — von der einen Seite, das deutsche Reserve- 
Regiment Nr. 203 von der anderen Seite in die Stadt ein, bei 
der Königsburg, beim Konak, reichten sie sich die Hände. 
Line Kompagnie dieses Regimentes, unter demselben Haupt- 
mann, welcher die deutsche Fahne auch in der eroberten Russen¬ 
festung Brest-Litowsk aufgepflanzt hatte, von der einen, zwei Kom¬ 
pagnien 87 er von der anderen, nahmen die Unglücksburg von 
zwei Seiten, und bald verkündeten die sich im winde bauschenden, 
Banner der beiden Reiche: 
„Belgrad ist unser!" 
* * 
* 
Am Abende des 9. Oktober war ganz Belgrad und die un¬ 
mittelbar anschließenden Höhen in unserem Besitze, am \7. war 
dem Feinde auch die letzte befestigte Höhenlinie beiderseits des 
überhöhenden herrlichen Avallah entrissen, wobei mein Bataillon, 
ebenso wie auch noch später in diesem Feldzuge, noch manche ernste 
blutige Arbeit tun mußte. Keine aber kam den Tagen und stunden 
an: Savedamm vor Belgrad gleich. 
Mit 33 Offizieren und ^80 Kämpfern hatten wir uns am 
Abende des 6. Oktober eingeschifft. \2 Offiziere und ^75 Mann 
fehlten, als ich, nachdem ich das Brigadekommando wieder über¬ 
geben, am 9. Oktober mein Bataillon in Reserve sammelte. Zwei 
Offiziere und 88 Mann konnten gleich sicher als tot festgestellt 
werden, vier Offiziere und $7 Mann waren vermißt. Man sah 
und hörte bis auf wenige, die man tot aus den Fluten zog, nie 
mehr etwas von ihnen. Sie alle haben in den Fluten der Donau 
ein namenloses Heldengrab gefunden. Ein Massengrab von zwei 
Offizieren und 95 Mann in der Unteren Festung, knapp neben dem 
berühmten letzten barocken Festungstore aus der j)rinz Eugen-Zeit 
mit den Initialen des deutschen Kaisers Karl VI., gab. Zeugnis 
von dem Heldenmuts des Bataillons, bis die Toten von hier in den 
großen österreichischen Soldatenfriedhof am Ostausgange von Belgrad 
übertragen wurden, wo sie einer besseren Zeit entgegenharren. . . 
Die alte österreichische Armee besteht nicht mehr und darum 
gehört auch unser 7% Regiment — eines ihrer jüngeren Regi-
	        
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