Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

Beerdigung. 
277 
in den Augen; Junge — Männer in allen Lebensaltern, die 
dem herrlichen Deubler in Liebe und Hochachtung zugethan 
waren; Kinder — Knaben und Mädchen — um dem letzten 
Gang des Mannes zu folgen, von dem in den spätesten Zeiten 
noch die Rede sein und von dem die Sage im Munde der 
Thalbewohner so wenig ersterben wird, als ein guter Menschen— 
gedanke, der einer Mehrheit zum Eigenthum geworden, je sterben 
kann. J. C. Fischer in Wien, der geistige Ratgeber während 
der letzten zwölf Jahre von Deubler's Leben (durch ein Telegramm 
rechtzeitig benachrichtigt), ward durch seine Schwester, Frau Anna 
Jahn, vertreten. Da sah man nicht nur Gesinnungsgenossen, 
sondern auch manch Einen, der im Leben und Denken zu den 
Gegnern Deubler's zählte, aber dem wackern Bürger, dem braven 
Wohlthäter und dem überzeugungstreuen Menschen seine Hul— 
digung darbringen wollte. 
Tausende wallfahrteten zum stillen Primesberg, Tausende 
harreten unten auf der Thalstraße zum Dorf, bis man den edeln 
Todten an ihnen vorbeitrug. Eine Unzahl von Kränzen deckte 
den Sarg, eine Menge anderer Blumengewinde trugen die den 
Zug eröffnenden Mädchen voraus. Als man am Atelier und 
an der Feuerbach-Villa vorbeikam, da strich der Wind durchs 
Thal und droben auf dem Balkon von Deubler's Sanctuarium 
ertönten die Accorde der Aolsharfen, kaum hörbar anhebend, 
dann stärker und stärker erklingend, den Wellen des Thalwindes 
folgend, auf und nieder wiegend bis zum sanften Ausklingen ins 
todte Schweigen. Solch ein Klingen war Deubler's Leben. 
Da war Alles harmonisches Menschenthum, was seine Gedanken 
erregte und bewegte. Wohl fuhr dann und wann ein Wetter⸗ 
sturm durch die Harfe, daß ihr lautes Wesen wie Stöhnen und 
Jammern, wie Zagen und Klagen ertönte; aber es war doch 
immer ein richtiges Zusammenstimmen, selbst dann, wenn im 
Wirbelwind bald die einen Saiten anklangen, indeß die anderen 
schwiegen. 
Aber leider, leider muß gesagt werden, daß selbst dieser 
Menschentragödie das Zerrbild eines Satyrspiels zum Schluß
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.