Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

216 Von Deubler's Begnadigung bis zum Tode Ludwig Feuerbach's. 
Jahres begab sich Deubler auch zur Kudlichfeier nach Linz. 
Er meinte zwar, daß diese Feier für ihn ein Festtag gewesen 
sei, fand aber andrerseits, daß man dort das Kernwesen jedes 
aussichtsreichen Vorstoßes in der Richtung politischer Freiheiten 
zu sehr ignorire, nämlich die Aufklärung in religiöser Beziehung. 
Deubler berichtet darüber in einem Schreiben an Aschinger: 
„Das Fest war wirklich großartig, imposant! Aber dennoch hat 
es mich nicht befriedigt. Warum? Die Antwort kannst Du 
Dir selbst geben. Wie ich Dir schon längst gesagt habe, passen 
Du und ich ganz und gar nicht mehr zu einer freien Religions— 
oder liberal-politischen Gesellschaft. Kudlich und alle seine 
recht braven achtungswürdigen Gesinnungsgenossen sind mir 
vorgekommen wie Baumeister, die im Ubrigen recht geschickt sind, 
aber ein schönes Haus bauen wollen, ohne vorher für einen 
festen soliden Grund gesorgt zu haben. Der schwächste Wind 
würde eben den Prachtbau wieder in einen Trümmerhaufen ver— 
wandeln. Feuerbach erzählte mir einmal, daß ihn kurz vor 
dem badischen Aufstande (1848) Struve und Hecker zum 
Mitkämpfen aufgefordert hätten. Er habe es jedoch abgelehnt 
und jenen gewiß braven und redlichen Revolutionsmännern ihr 
ganzes trauriges Schicksal lange vor der Entscheidung voraus— 
gesagt, sie dringend bittend, von dem erfolglosen Vorhaben abzu— 
stehen, „denn“ — so sagte Feuerbach — „so lange nicht der 
wissenschaftliche Materialismus weiter unter das Volk gedrungen 
sein und mehr um sich gegriffen haben wird, bis er das Gemein— 
gut aller denkenden Menschen ist: so lange ist an eine dauernde 
Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände nicht zu denken“. — 
„„Ich gehe jetzt““ — sagte Feuerbach zu den beiden Revolutions— 
männern — „„nach Heidelberg und halte dort den jungen Stu— 
denten Vorlesungen über das Wesen der Religion, und wenn 
dann von dem Samen, den ich dort ausstreue, in hundert Jahren 
ein paar Körnchen aufgehen, so habe ich zum Besten der Mensch— 
heit mehr ausgerichtet, als wie Ihr Zwei, Hecker und Struve, 
mit Eurem Dreinschlagen.““ — Genau so ist's eingetroffen! 
Die Feuerbach'schen Ideen allein sind die Basis zu einem besseren
	        
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