Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

Schäfte, unsere Nationalen werden aus den Wohnungen geworfen, 
sind obdach- und mittellos auf der Straße, können nicht abreisen. 
Selbst die Mitglieder der Botschaft können kaum mehr wagen, 
sich auf der Straße zu zeigen oder eine Restauration zu besuchen. 
Deutsche Bötschaft verhältnismäßig noch übler daran, bittet, 
obiges Berlin weiterzugeben, da sie nicht weiß, ob ihre Telegramme 
ankommen. 
Habe wegen dieser Zustände soeben energisch bei Minister¬ 
präsidenten reklamiert. 
Derselbe begann mit Klagen über angeblichen Friedensbruch 
Deutschlands. Ich antwortete, daß zwischen der Monarchie und 
Frankreich jedenfalls derzeit Friede existiere, aber daß selbst im 
nichterwünschten Kriegsfalle diplomatische Vertretung und Nicht¬ 
kombattanten, Frauen und Kinder Recht auf völkerrechtlichen Schutz 
hätten. Ich wies darauf hin, daß Herr Dumaine und französische 
Kolonie in Wien generöser behandelt werden wie wir hier. 
Ministerpräsident sprach Bedauern über Vorfälle aus und ver¬ 
sprach, daß die Ruhe nicht mehr gestört werden würde. 
Besprechung verlief in der freundschaftlichsten Form; Minister 
lud mich ein, auch in kleinen Fragen, wenn zum Beispiel Lieferanten 
patriotische Schwierigkeiten machen sollten, mich direkt an ihn zu 
wenden,« 
Ich brachte neuerdings Frage der Heimsendung unserer Staats- 
angehörigeh zur Sprache. Minister stellte tunlichste Abhilfe in 
Aussicht. 
Ich bitte Euer Exzellenz, mir bis auf weiteres regelmäßig alle 
Täge zu telegraphieren, um sicher zu sein, daß die Verbindung nicht 
unterbrochen. Ich muß mit der Möglichkeit rechnen, daß, wenn keine 
telegraphische Verbindung mehr möglich, eventuell selbständig vor¬ 
gehen muß: 
Graf Szécsen an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 154 Paris, den 3. August 1914 
Aufg. 8 Uhr 20 M. p. m. 
Eingetr. 5 Uhr •/• a. m. 4./8. 
Chiffre 
Baron Schoen hat 6 Uhr abends auftraggemäß Herrn Viviani 
erklärt, daß die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich abge¬ 
brochen, infolge feindseliger Aktion französischer Luftschiffer Kriegs¬ 
zustand eingetreten. Er verläßt mit Personal noch abends Paris mit 
Extrazug.
	        
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