Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

i8 
Was Rumänien betreffe, so werde er dafür sorgen, daß König 
Carol und seine Ratgeber sich korrekt verhalten werden. 
Das Eingehen in ein Vertragsverhältnis mit Bulgarien »sei ihm 
keineswegs sympathisch«; nach wie vor habe er nicht das geringste 
Vertrauen zu König Ferdinand, noch zu seiner| früheren und jetzigen 
Ratgebern. Trotzdem wolle er nicht die geringste Einwendung gegen 
die Eingehung eines vertragsmäßiger! Anschlusses der Monarchie an 
Bulgarien erheben, doch müsse dafür Vorsorge getroffen werden, daß 
der Vertrag keine Spitze gegen Rumänien enthalte und — wie dies 
auch im Memorandum hervorgehoben werde — Rumänien zur 
Kenntnis gebracht werde. 
Kaiser Wilhelm beabsichtigt, sich morgen früh nach Kiel und 
von dort auf seine Nordlandfahrt zu begeben; früher wird aber Seine 
Majestät mit Reichskanzler in der in Rede stehenden Angelegenheit 
noch Rücksprache pflegen und hat er ihn zu diesem Zwecke von 
Hohenfinow für heute abends in das Neue Palais bestellt. 
Jedenfalls werde ich Gelegenheit finden, im Laufe des morgigen 
Tages mich mit dem Reichskanzler zu besprechen. 
7 
Graf Szôgyény an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 239 Berlin, den 6. Juli 1914 
Chiffre — Streng geheim 
Zu meinem Telegramm Nr. 237 von gestern1. 
Hatte soeben in Begleitung des Grafen Hoyos mit Reichskanzler 
und Unterstaatssekretär eine lange Unterredung, die Herr von Beth- 
mann Hollweg mit den Worten einleitete, Kaiser Wilhelm habe ihn 
beauftragt, vorerst mündlich seinen höchsten Dank für allerhöchstes 
Handschreiben auszusprechen und werde letzteres in einigen Tagen 
persönlich beantworten. 
Auch sei er (Reichskanzler) von seinem kaiserlichen Herrn er¬ 
mächtigt worden, mir Stellungnahme deutscher Regierung zu dem 
Handschreiben und der Denkschrift wie folgt zu präzisieren: 
Deutsche Regierung erkenne die Gefahren, welche sich für 
Österreich-Ungarn und somit auch für den Dreibund einerseits aus 
den Balkanbundplänen Rußlands ergeben; sie sehe auch ein, daß wir 
bei dieser Sachlage den formellen Anschluß Bulgariens an den Drei¬ 
bund herbeiführen wollen, lege aber Wert darauf, daß dies — wie ja 
beabsichtigt — in einer Form geschehe, welche unsere Verpflichtungen 
gegenüber Rumänien nicht tangiere. Deutscher Gesandte in Sofia 
wurde daher sofort ermächtigt, falls er von seinem österreichisch¬ 
ungarischen Kollegen dazu aufgefordert werde, mit der bulgarischen 
1 Siehè Nr. 6.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.