Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Graf Berchtold an Grafen Mensdorff in London 
Telegramm Nr. 158 Wien, den 23. Juli 1914 
Telegramm i 11 Ziffern — G e h e i m 
Erhalten Euer Exzellenz Telegramm Nr. 106 vom 22. l. M.3. 
Euer Exzellenz können bei Ihrer heutigen Unterredung mit 
Sir Edward Grey offizielle Übergabe der Zirkularnotie für morgen 
vormittags ankündigen und ihm gleichzeitig streng vertraulich und 
mit der ausdrücklichen Bitte um streng vertrauliche Behandlung 
den Inhalt derselben mitlteilen. 
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Graf Mensdorff an Grafen Berchtold 
Teigramm Nr. 107 London, den 23. Juni 1914 
C i f f r e 
Ich habe eben Sir Edward Grey gesprochen und ihm gesagt, 
ich würde morgen Zirkularnote überbringen. Unterdessen wolle 
ich ihm streng vertraulich einiges über Inhalt mitteilen. Er ver¬ 
sprach, mit keinem meiner Kollegen, überhaupt niemand vor Emp¬ 
fang der Not^e darüber zu sprechen und machte sich auch nicht 
Notizen von unserer Konversation. 
Seinerseits sagte er mir, er habe mit mir bisher nicht von dieser 
Frage gesprochen, weil man sie wohl bei uns als eine Sache zwischen 
uns und Serbien betrachten dürfte, und er auch nichti wiss'e, inwie¬ 
weit wir Beweise von der Mitschuld Serbiens hätten. Man habe 
ihm aber viel und mit lebhafter Besorgnis davon gesprochen, und 
diese Besorgnis sei nicht auf eine Mächtegruppe beschränkt. Seine 
Antwort sei gewesen, es werde davon abhängen, wieweit unsere 
Anklagen gegen Serbien ernstlich begründet seien, und welche Ge¬ 
nugtuung wir verlangen. Sind unsere Griefs gut fundiert und das, 
was wir von Serbien fordern, für diesen Staat ausführbar, so könne 
man hoffen, daß Rußland auf die Belgrader Regierung mäßigend 
einwirken werde. Gefahr sei Aufflammen der slawischen Erregung 
in der öffentlichen Meinung Rußlands. 
Über das, was ich ihm von unserer Demarche mitteilte (die 
wesentlichsten Punkte der Note), wollte er sich nicht äußern, bevor 
er die Note in Händen hätte. (Er schien aber von der Richtigkeit 
1 Siehe Nr. 54.
	        
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