Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

— 342 — 
Der S t r e b est e i n mit seinen sämtlichen Befestigungen bis zum „täto- 
wierten Stein" und auch ein Teil dieses wurde in die Tiefe gerissen. 
Alle Sandsackdeckungen, darunter eine besonders starke hinter dem 
tätowierten Stein, serners eine mächtige Betonmauer wareu wie weggeblasen, 
alle Baracken zwischen der Lagazuoiwand uud dem tätowierten Stein ver- 
schwunden; die mit Holz gedeckten und bekleideten Laufgräben brannten aus. 
Der Höhenunterschied zwischen dem höchsten und tiefsten Punkt der 
Sprengung betrug 199 Meter, die Breite 136 Meter. Die abgegangenen Fels- 
massen wurden auf weit über 100.000 Kubikmeter geschätzt. 20 Stunden nach der 
Sprengung stürzten weitere 30.000 Kubikmeter Gestein ab. 
Die über ein und einhalb Jahre währende, mühevolle und verlustreiche 
Arbeit der Italiener war inwenigen Sekunden vernichtet worden. 
Da bis auf den tätowierten Stein am feindlichen Felsbande sämtliche 
Kavernen und Unterstände zerstört wurden und die Besatzung aus mindestens 
einer Alpinikompagnie samt der Bedienungsmannschaft eines Gebirgsgeschützes 
bestand, war mit dem Verluste von zwei Dritteln der Besatzung sicher zu rechnen. 
Dazu kam noch, daß zum Zeitpunkte. der Sprengung zahlreiche Transporte der 
Italiener in Bewegung waren. 
Das präzise einsetzende und vorzüglich geleitete eigene Artillerie- und 
Maschinengewehrfeuer machte jede Flucht der Italiener aus ihrer zertrümmerten 
Stellung unmöglich und vernichtete, was der ununterbrochene Steinschlag ver- 
schonte. 
Wochen nach der Sprengung stürzten noch zeitweise Steinmassen ab und 
brachten Stellungsmaterial zu Tal. Bei den später einsetzenden Räumuugs- 
arbeiter warfen die Italiener nebst dem Schutt auch noch wahllos die Leichenteile 
der bei der Sprengung umgekommenen italienischen Soldaten herab. 
Zweifellos wurde der Feind durch die Sprengung vollends überrascht. 
5 Minuten nachher begann die italienische Artillerie mit größter Heftigkeit und 
aus allen Kalibern die eigenen Stellungen, vor allem aber die eigene Felsband- 
stelluug, unter Feuer zu nehmen, das erst gegen Mitternacht abflaute, um gegen 
Morgengrauen ganz zu verstummen. 
Die eigenen Verluste bestanden in nur 3 Leichtverwundeten (1 Offizier und 
2 Jäger). Schaden an Material war überhaupt uicht zu verzeichnen. 
Die in diesem Minenkampfe geleistete, mühevolle Arbeit, welche viel Kraft 
und Energie verbraucht hatte, war reichlich belohnt worden. Die Italiener wurden 
auf die Reste ihrer zweiten Linie — auf den tätowierten Stein — zurückgedrängt, 
von welcher aus sie wohl unangenehm, niemals aber für den Kampfabschnitt 
gefährlich werden konnten. 
Der durch die neue Lage geschaffene Einblick auf das feindliche Felsband 
ließ eine ständige Kontrolle der Arbeiten der Italiener zu und gab die Möglichkeit, 
sie durch Feuer zu stören und zu bekämpfen. 
Verglichen mit der Summe der Arbeit und dem Erfolge reiht sich die 
Sprengung des Lagazuoi -Felsbandes würdig an die bekanntesten Spren¬ 
gungen an der italienischen Front im Weltkriege, an die Sprengung des 
Cimonegipfels und des P a s n b i o. 
Sowohl der monatelangen, tatkräftigen und umsichtigen Leitung des Kampf- 
abschnittskommandanten, Hauptmann E y m u t h , als auch der Arbeitsfreudig- 
keit, dem Opfermute und der Disziplin der arbeitenden Mannschaft verdankte das 
Sprengungswerk seinen vollen Erfolg. 
Die Arbeit wurde von den vorgesetzten Kommanden mit folgenden 
Anerkennungen gewürdigt: 
Auf XX. Korpskommando op. Nr. 3424/7 u. op. Nr. 18.000/251 des Heeresgrnpp.kmdos. 
. Beim XX. Korps wurde laugwährende, mühevolle Vorarbeit vergangene Nacht durch 
die glänzend gelungene Sprengung des Lagazuoifelsbaudes belohnt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.