Volltext: Deutsche Offensive aus Ostpreussen über den Narew auf Siedlec (Ergänzungsheft 1)

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Schäfer 
Conrad wollte mit den, bei anfänglicher Entscheidungsoperation 
gegen Serbien, in Ostgalizien nur verfügbaren 30 Divisionen nicht bloß 
„den Kampf vorerst aufnehmen", sondern die Offensive ergreifen, bevor 
noch die aus dem Westen erhofften deutschen Verstärkungen heran sein 
könnten. Er machte aber diese wie überhaupt jede Offensive des öst.-ung. 
Heeres aus Ostgalizien davon abhängig, daß 19V2 russische Divisionen, 
die er gegen Ostpreußen im Aufmarsch annahm, dort durch deutsche 
Kräfte „gebunden" würden, und stellte die Frage, wie stark diese deut¬ 
schen Kräfte sein würden, wo sie aufmarschieren und: „werden sie ver¬ 
mögen, 19V2 russische Divisionen zu binden?" Das war eine Aufgabe, 
die viel weiter ging, als der jenen Kräften bis dahin zugedachte rein 
defensive Auftrag des Schutzes der östlichen Provinzen Preußens. 
Trotzdem ging Gen. v. Moltke ohne Zögern auf den Conradschen 
Gedanken ein und antwortete am 24. Februar1), 13 deutsche Divisi¬ 
onen würden östlich der Weichsel versammelt werden, und er glaube 
unbedingt, daß diese Kräfte stark genug seien, „um selbst 19% russische 
Divisionen zu fesseln, denn die Russen würden sicher bestrebt sein, über 
die deutsche Minderheit einen Erfolg zu erzielen und in deutsches Ge¬ 
biet einzudringen. Um dies zu können, werden sie sich nicht weiter 
schwächen dürfen. Jeder Versuch dazu würde durch eine deutsche Offen¬ 
sive vereitelt werden". 
Man sollte meinen, daß damit der Wunsch des öst.-ung. General¬ 
stabschefs erfüllt gewesen wäre; aber er verlangte jetzt mehr. Im 
Schreiben vom 8. März2) legte er dar, die 13 deutschen Divisionen in 
Ostpreußen würden voraussichtlich 19V2 russische gegen sich haben; 
anderseits würden, falls es von Haus aus gegen Rußland zum Kriege 
komme, 40 öst.-ung. Divisionen mit 32, vielleicht 35 russischen als Gegner 
zu rechnen haben. „Auch in diesem Falle würde der Aufmarsch der öst.- 
ung. Kräfte in Ostgalizien erfolgen und etwa zwischen dem 20. und 24. Mo¬ 
bilmachungstage mit der Offensive zwischen Weichsel und Bug begonnen 
werden. Soll diese jedoch Erfolg haben, und soll Rußland nicht in die 
Lage kommen, weitere Kräfte seiner 1. und 2. Armee 3) gegen Österreich- 
Ungarn zu wenden, so müßte zum gleichen Zeitpunkte die deutsche 
Offensive, und zwar mit einem Hauptstoß gegen die russische 2. Armee 
(Narew) einsetzen, derart den Einklang des gemeinsamen Handelns 
herstellend. — Ob etwa 3 Divisionen bei Insterburg die russische 1. Ar- 
!) Conrad,I, S. 394 ff. 2) Ebenda, S. 397 ff. 
3) Die 1. und 2. Armee, insgesamt 191/s Divisionen, wurden im Aufmarsch gegen 
Ostpreußen angenommen.
	        
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