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Die Bildung des tschechoslowakischen Staates 
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entgegen, der einen Frieden der Gerechtigkeit einleitet, wie ihn der Prä¬ 
sident in seinen Kundgebungen gekennzeichnet hat". 
Der Abfall der Nationen 
Mit Billigung des Kaisers gedachte Dr. Lammasch in Österreich die 
Kabinettskrise ¡anfänglich so zu lösen, daß er unter seinem Vorsitz bloß 
ein „Exekutivkomitee der Nationialregierungen", ¡also eine Art Über¬ 
Ministerium bilden wolle, das die Zentral Verwaltung Altösterreichs in 
Ruhe ¡an die neuen Staatsgewalten überleiten, den sofortigen Waffenstill¬ 
stand sichern und die Friedenskonferenz vorbereiten solle1). Der Plan 
scheiterte ¡an der Weigerung der Slawenvertreter, noch in irgendeine, 
einem österreichischen Ministerium' ähnliche Körperschaft einzutreten. Es 
stand schon so, daß sich eine Regierung der Krone von den Parteien 
nicht mehr wie eine passive Duldung erhoffen durfte. Am 27. Oktober 
genehmigte der Monarch, von Budapest nach Wien zurückgekehrt, die 
von Lammasch vorgelegte Ministerliste; tags darauf wurde dieses Kabi¬ 
nett in üblicher Weise feierlich vereidigt. Seine Mitglieder kamen aber 
kaum zu einer ressortmäßigen Betätigung; sie mußten sich bald begnü¬ 
gen, dem Kaiser gegenüber den sich überstürzenden Ereignissen und im 
Verkehr mit den neuen Nationalräten ¡als unmittelbare Ratgeber zu dienen. 
Wie in der Außenpolitik so wurde auch im innerpoliti,sehen Leben 
Österreichs der 28. Oktober zu einem entscheidenden Markstein. Die 
Note des Grafen Andrássy und die Nachrichten, daß die Truppen an 
der Front in Massen ¡aus nationalen Beweggründen den Dienst verwei¬ 
gerten (S. 529ff.), boten im Hinterland den Führern der Völker den schärf¬ 
sten Anreiz, die entscheidenden Schritte zur Abkehr vom Reiche zu tun. 
Aus der jüngsten Friedensbitte lasen die Tschechen und die Südslawen 
das volle Zugeständnis ihrer Freiheit heraus. Am 28. Oktober riß der 
Prager Nationalausschuß die Regierungsgewalt an sich und erklärte in 
seinem ersten Gesetze, „der selbständige tschechoslowakische Staat ist 
ins Leben getreten"2). Führende Politiker, die noch mit Erlaubnis des 
Kaisers in die Schweiz gereist waren, stellten die Verbindung mit dem 
Kreis um Masaryk her. Die Militärbehörde in Prag hatte keinen Wider- 
!) M. Lammasch und H. Speri, Heinrich Lammasch. Seine Aufzeich¬ 
nungen, sein Wirken und seine Politik (Wien 1922), 166 ff. 
2) Einzelheiten bei Glaise-Hor stenau, Diie Katastrophe, 368 ff., und 
Opocensky, 400 ff., sowie in dem in beiden Werken angeführten Schrifttum.