Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Drängen des FM. Boroevic auf rasche Entschlußfassung 
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ben gewichen, sich über dessen Ursachen Klarheit zu verschaffen. Hiezu 
besuchte der Kaiser am 17. Juni den FM. Conrad in Bozen und den 
Kommandanten der 10. Armee, FM. Krobatin, in Trient, wohin auch der 
Führer der 11. Armee, GO. Scheuchenstuel, berufen worden war. GM. 
Waldstätten, in Unkenntnis über die nächsten 'Operativen Pläne des Ober¬ 
sten Kriegsherrn und seines Generalstabschefs, war in Belluno zur Un¬ 
tätigkeit verurteilt. Erst spät nachts hatte er im Auftrage des GO. Arz 
vom FM. Boroevic eine Mitteilung über seine nächste Absicht zu erbitten. 
Am 18. vormittags meldete der Feldmarschall, daß er eine Erweite¬ 
rung des Brückenkopfes der 6. Armee bis Cusignana, Arcade und Spre- 
siano, jenes der Isonzoarmee bis Folina, Gandelù, Rovaré und von hier 
den Mèolobach abwärts für nötig halte, desgleichen eine Vermehrung 
der Brücken und eine gründliche materielle Ausstattung der auf dem 
Westufer kämpfenden Truppen, um den Feind schlagen zu können. „Wie 
letzteres geschehen wird", hieß es in der Depesche, ,,hängt von der Si¬ 
tuation und den noch zuzuweisenden Kräften ab. Orientierung hierüber 
äußerst dringlich, da verlorene Zeit gerade jetzt uneinbringlich." 
Trotz dieses Drängens auf rasche Entscheidung, die FM. Boroevic 
aus politischen und militärischen Gründen für geboten hielt, bekam er 
keine Antwort. Dabei war der Feldmarschall der Ansicht, daß, wenn die 
so dringend nötige Verstärkung seiner Heeresgruppe nicht sehr rasch er¬ 
folge, jeder noch weiter auf dem rechten Piaveufer verbrachte Tag nur 
ganz zwecklose Opfer fordere. Er durfte sich hiebei auf den schon er¬ 
wähnten Bericht des 6. Armeekmdos. stützen (S.299). Bekam der Feld- 
märschall aber binnen kurzem einen ausreichenden Kraftzuschuß, so 
hielt 'er in Berücksichtigung der durch den trefflich arbeitenden Nach¬ 
richtendienst enthüllten Lage des Feindes eine Fortsetzung der Schlacht 
auf dem westlichen Piaveufer für nicht aussichtslos1). 
Nach der in Udine geführten Feindevidenz waren am 15. Juni am 
Piave zwischen Pederobba und der Mündung — Marine- und Finanz¬ 
wachtruppen mitgerechnet — elf Divisionen in Stellung, hinter denen 
ungefähr ebenso viele in Reserve standen. Von diesen 22 Divisionen 
waren bis zum 17. Juni abends bereits 17 ins Gefecht getreten und hat¬ 
ten mehr oder weniger schwere Einbußen erlitten. Man hatte demnach 
nur noch mit fünf frischen Divisionen zu rechnen. Allerdings konnte der 
Feind nach dem gegen die 11. Armee erfochtenen Abwehrerfolg die Ge- 
birgsfront von Reserven entblößen. In Udine wurde dieser Kraftzuschuß 
für die Piave front auf acht Divisionen geschätzt; es war sonach das 
1) Anton P i t r e i eh, Die Piaveschlacht (Manuskript). 
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