Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Kritische Lagebeurteilung bei den hohen öst.-ung. Befehlsstellen 
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Der Hilferuf dies Kaisers, der sicherlich am besten um die Not 
seines Reiches wußte, erhellte blitzartig die militärische und die politi¬ 
sche Lage. Es handelte sich also nicht bloß darum, die entfesselte Schlacht 
durchzustehen, es ging bereits um den Bestand der Monarchie. Deshalb 
fragte das AOK. auch beim Kriegsministerium an, ob im Hinblick auf 
die zur Stunde nicht beunruhigende Stimmung im Hinterlande die 
25. ID. und eine Honveddi vision, die dort im Assistenzdienst standen, 
abgezogen werden könnten. 
Wie es sich später erweisen sollte, war eine derartige pessimistische 
Auffassung durch die Tatsachen keineswegs begründet; die düstere 
Beurteilung der Lage, insbesondere bei der 11. Armee, entsprang viel¬ 
mehr einer tragischen Verkettung von Irrungen, Mißverständnissen und 
auch Falschmeldungen. In Wirklichkeit waren im ganzen Bereiche der 
II. Armee die „alten Stellungen" nirgends gefährdet. Der Rückschlag beim 
III. Korps und insbesondere der beim XIII. Korps, auf dessen Erfolg 
man mit größter Zuversicht gerechnet hatte, mag lallerdings Grund zu 
berechtigter Enttäuschung gegeben haben. Die andern Korps behaupteten 
sich indessen zum größten Teil in den eroberten Linien des Feindes. 
Ruhigere Überlegung hätte ferner sagen müssen, daß der Feind, der 
etwa 11.000 Gefangene in der Hand des Angreifers gelassen hatte, zwei¬ 
fellos auch beträchtliche blutige Verluste erlitten haben mußte und da¬ 
her kaum in der Lage sein konnte, einen großangelegten Gegenangriff 
zu führen. 
Der um 9h45 nachts vom 11. Armeekmdo. erlassene Befehl, in dem 
es unter anderem hieß, „ich erwarte von allen Kommandanten, daß sie 
in dieser ernsten Situation größte Energie aufbieten... und mit scharfer 
Hand eingreifen,... um die innehabenden Stellungen zu behaupten", er¬ 
weckte sonach bei manchen Unterführern lebhaftes Befremden. Nament¬ 
lich die auf dem Ostflügel der Armee führenden Generale Kosak und 
Scotti, die voll Zuversicht schon angeordnet hatten, daß der Angriff am 
16. Juni fortzusetzen sei, sahen sich nun genötigt, diese Anordnungen 
zu widerrufen. Aufrecht blieb hier nur das vom Gdl. Scotti befohlene 
Vorziehen der 96. IBrig. der 48. ID. nach Seren zum I.Korps. Das 
XXVI. Korpskmdo. hingegen, das über die Lage nieiht zutreffend unter¬ 
richtet war, hatte freilich beim Armeekommando uim Kraftzuschuß ge¬ 
beten. Ihm wurde das IR. 82 der 53. ID. zugewiesen, das noch während 
der Nacht nach Cismon vormarschierte. Der gleichzeitig eingeleiteten 
Verschiebungen der Armeereserven auf der Hochfläche der Sieben Ge¬ 
meinden wurde bereits gedacht (S.243).
	        
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