Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Gdl. Alfred Krauss wird Kommandant der Ostarmee 
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dem Befehl betraute Kaiser Karl den Gdl. Alfred Krauss, dem als Stabs¬ 
chef GM. Belitska zur Seite trat. Der neuernannte Armeekammandant 
traf am 19. Mai in Odessa ein1). Der Monarch erwartete von der Tat¬ 
kraft und dem organisatorischen Geschick des neuen Führers, daß er 
den Zustrom von Lebensmitteln und Rohstoffen nach dem Heimatlande 
wesentlich erhöhen und beschleunigen werde. Wie weit die hochgespann¬ 
ten Hoffnungen, die sich an die Schätze der Ukraine klammerten, in dec 
Folge befriedigt werden konnten, wird ein späterer Abschnitt schildern. 
Die Auflösung der ehemaligen Front im Osten 
(März bis Mitte Juni) 
Hiezu Beilagen 5 und 6 
Im März hatte die alte Dauerstellung, in der der Ostkrieg Ende 
1917 erstarrt war, und die beim Abschluß der Waffenstillstände als 
Demarkationslinie gedient hatte, ihre Rolle ausgespielt. Die deutschen 
Streitkräfte des GFM. Prinz Leopold waren über die scheidende Draht¬ 
zone hinweg nochmals ausgeschritten und hatten ihr vom Baltikum bis in 
die Westukraine herab einen breiten Gürtel neugewonnenen Bodens vor¬ 
gelagert, bevor der Friede mit der Räteregierung zustande kam (S. 114). 
Im Südosten war die Vorrückung der Heeresgruppe Linsingen noch im 
Flusse; neben ihr hatte sich die öst.-ung. 2. Armee eben dem Vormarsch 
der Deutschen angeschlossen. Die kriegerischen Aufgaben der Heeres¬ 
front Kövess mit den Armeen 1 und 7 durften, nachdem Rumänien am 
5. März den Vorfrieden unterzeichnet hatte, als beendet angesehen wer¬ 
den. Die Heeresleitungen beider Kaisermächte konnten jetzt hinter dem 
Rücken der vorgerückten Heeresteile die alte Kampffront auflassen. 
Deutschland mußte zwar wegen des gewaltigen Raumzuwachses an be¬ 
setzten Gebieten (Nordwest-Rußland und Ukraine) zahlenmäßig recht 
stattliche Kräfte im Osten belassen, die jedoch, wie schon erwähnt (S. 114), 
aus minder feldtüchtigen Verbänden mit alten Mannschaften bestanden. 
Die lange Kette der zu einem Abwehrwall aneinander gereihten Divisio¬ 
nen verwandelte sich in ein über die weiten Landflächen verteiltes Be¬ 
satzungsheer. Österreich-Ungarn begann jedoch den gänzlichen „Abbau" 
der Ostfront, und so setzte mit dem Monat März eine Massenbewegung 
nach dem Südwesten, nach dem der Monarchie verbliebenen Haupt- 
kriegsschauplatze ein. 
*) Krauss, Ursachen, 253 ff. 
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