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Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht im Jahre 1916
vervierfacht worden war, gab es jetzt — die Gebirgsartillerie nicht ein¬
gerechnet — schon doppelt so viel Haubitzen wie Kanonen, sicherlich
eine bedeutende Wandlung gegen Kriegsbeginn, wo erst auf drei Kanonen
eine Haubitze gekommen war. Schon wurden Stimmen laut, die solch
starkes Überwiegen des Steilfeuers nicht für jeden Fall gut hießen.
Nicht weniger dringend als die Vermehrung des Steilfeuers wur¬
de von allen Seiten eine Erhöhung der Schußweiten gefordert, ein Ver¬
langen, dem weit schwieriger entsprochen werden konnte. Erst ganz neu
konstruierte Geschütze, die bei der Festungsartillerie eingeführt wurden,
hatten größere Schußweiten.
Baute sich die Organisation der gesamten leichten und schweren
Feldartillerie sowie der Gebirgsartillerie gänzlich auf der Führungsein¬
heit der Infanteriedivision auf, so stellte die schwere und die schwerste
Artillerie ein Mittel in der Hand der obersten Führung dar, um je
nach Bedarf eine mächtige Artilleriekraft auf jenen Teilen des Schlacht¬
feldes vereinigen zu können, wo es die Lage erforderte..
Den Rahmen für die Verwendung der schweren Artillerie bildete
die Festungsartillerie. Ihre Gliederung hatte von Haus aus neben einer
größeren Zahl von Besatzungskömpagnien in den festen Plätzen, der
„Festungsartillerie" im engeren Sinne des Wortes, auch noch „Angriffs¬
kompagnien" gekannt, die die schweren Batterien des Feldheeres be¬
dienten. Die meisten der dabei in Verwendung tretenden Geschütze waren
allerdings veraltet, und lange Zeit besaßen eigentlich nur die 30.5 cm-
Mörser, in den ersten zwei Kriegs jahrein der Zahl nach verdoppelt,
wirkliche Bedeutung. Daran änderte nur wenig, daß es im Mai 1916
schein 420 schwere mobile Geschütze bei der Festungsartillerie gab;
denn noch immer überwog altes Material, das ja mitunter gute Dienste
leistete, im großen ganzen jedoch den modernen Anforderungen nicht
entsprach.
Inzwischen waren aber einige neue, äußerst leistungsfähige und wir¬
kungsvolle schwere Geschütze konstruiert und erprobt worden1), so daß
!) Bei Kriegsausbruch war — außer den leichten Geschützen — eine 42 cm-
Haubitze mit Schußweite 12.7 km, Fortbringung mit Autozug, in Konstruktion. Im
Jahre 1916 standen für die Großerzeugung bereit:
eine 15 cm-Haubitze M. 15 mit 11.5 km Schußweite
eine 15 cm-Kanone M. 15 mit 18.3 km Schußweite
eine 38 cm-Haubitze, mit 16 km Schußweite
eine 24 cm-Kanone mit 26 km Schußweite,
sämtliche mit Autozug fortzubringen.