Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

Verzögerungen im Rückzug der italienischen 4. Armee 
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Italiener örtliche Erfolge erzielt, deren Bedeutung keinesfalls den ge¬ 
brachten Opfern entsprach. Diese kärglichen, aber so schwer errungenen 
Vorteile aufzugeben, zögerte die italienische Dolomitenarmee bis zum 
allerletzten Augenblick. 
Cadorna hatte schon am 26. Oktober der 4. Armee vorbereitende 
Weisungen für den Fall zukommen lassen, daß ein Rückzug der 2. und 
der 3. Armee hinter den Tagliamento das Zurücknehmen der Dolo¬ 
mitenfront auf die Linie des „äußersten Widerstandes" — das war eine 
von Rozzo über die Befestigungen von Vigo, den Felsrücken des Mt. 
delle Marmarole, den Mt.Antelajo und den Mt. Pelmo zum Rollepaß 
verlaufende Linie — nötig machen würde (S. 548). Diesen Weisungen 
folgte am 27. Oktober der Rückzugsbefehl. 
GLt. Robilant trat jedoch den anbefohlenen Rückzug zunächst nicht 
an, sondern traf bloß Vorbereitungen für die Ausgestaltung und Be¬ 
setzung der neuen Widerstandslinie sowie für das Zurückführen des 
Gerätes, da er der Meinung war, die Räumung der bisnun innegehab¬ 
ten Stellungen und das Beziehen der neuen Linie könnten jederzeit 
rasche s tens durchgeführt werden. 
Das italienische Höchstkommando mußte jedoch schon bald die 
Wahrscheinlichkeit in Betracht ziehen, daß die am Tagliamento gebil¬ 
dete neue Front nicht längere Zeit standhalten werde. Dann konnte 
auch das Cadore nicht weiter behauptet werden. Um die für diesen 
Fall nötigen Vereinbarungen zu treffen, berief Cadorna die Komman¬ 
danten der 1. und der 4. Armee für den 29. Oktober nach Treviso a) ; 
die Einzelheiten wurden am 31. Oktober bei einer neuerlichen Unter¬ 
redung dieser Generale festgelegt. Trotz dieser Vorbesprechungen rech¬ 
nete aber Robilant noch immer darauf, daß die Rückbewegung der 3. 
und der 2. Armee am Tagliamento dauernd zum Stehen kommen werde, 
und zögerte daher, die Ergebnisse zweijähriger Anstrengungen preis¬ 
zugeben. Dies rief bei Cadorna lebhafte Besorgnisse wach. Der Rückzug 
der italienischen Karnischen Gruppe (XII. Korps) hinter den oberen 
Tagliamento hatte die 4. Armee, wie bereits ausgeführt wurde (S. 567), 
schon am 29. dazu gezwungen, ihren Ostflügel abzubiegen. Setzten die 
am Tagliamento stehenden italienischen Armeen den Rückzug fort, so 
erschien es Cadorna schon damals fraglich, ob die 4. Armee noch recht¬ 
zeitig aus den Dolomitentälern werde abziehen können. 
Trotz der aus diesen Erwägungen am 31. Oktober erfolgten An¬ 
weisung Cadornas, die Rückverlegung der Front zu beschleunigen, 
!) Caviglia, Le tre battaglie del Piave, 23. 
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