Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht im Jahre 1916 
Als dann in der zweiten Jahreshälfte 1916 die schweren Schlachten 
— die sechste bis neunte — entbrannten, waren auch diese, gleich den 
früheren, mehr weniger ortgebundene Kämpfe, in denen sich der Ver¬ 
teidiger der stets zahlreicher und heftiger werdenden Anstürme der 
Italiener erwehren mußte.. Wienn es nun in dem heißen, hartnäckigen 
Ringen dazukam, daß am Ende einer Schlacht Teile des Geländes in 
Feindeshand verblieben, so hatten solche Einbußen doch niemals eine 
tiefer greifende Wirkung im Gefolge. Selbst die größten Ergebnisse 
übermächtiger Anstürme des Feindes, wie die Eroberung von Görz, 
liefen am Ende nur auf einige im Vergleich zu anderen Kriegsschau¬ 
plätzen geringfügige Frontverlegungen hinaus. 
Die Formen der Abwehr hatten hier unter dem Einfluß des Karsit- 
geländes und der zahlenmäßigen Überlegenheit des Feindes ihre eigene 
besondere Entwicklung genommen. Die starre Verteidigung war vom 
Anfang an nicht so gänzlich starr gewesen. Man gab zwar keinen Fu߬ 
breit Bodens ohne zwingende Notwendigkeit preis und kämpfte auch 
hier nachdrücklich um eine, um die vorderste Linie. Man war aber nie¬ 
mals dazugekommen, sie besonders stark auszugestalten. Dafür hatte 
das Gelände auf Schritt und Tritt natürliche Anklammerungsmöglich- 
keiten dargeboten, die nur um ein geringes mangelhafter waren als 
die schlecht ausgebauten Kampfanlagen. Dadurch war ganz von selbst 
eine beweglichere Art der Abwehr entstanden, ein Kampf, der nicht 
so sehr in Linien als auf mehr oder weniger tiefen Flächen geführt 
wurde. Diese Elastizität der Kampfführung hatte jedoch keineswegs 
gehindert, daß die Behauptung der vordersten Kampflinie nach wie vor 
erstes und oberstes Ziel blieb. 
Gleichwohl hatte man hier früher als anderswo erkannt, daß eine 
Linie zur Verteidigung nicht genüge, daß man Stellungen haben müsse, 
die die Führung des Kampfes in tiefen Zonen ermöglichten. Allein da 
sprach der spröde Karstboden ein gewichtiges Wort mit. Was an ande¬ 
ren Orten in wenigen Nächten geschaffen werden konnte, erforderte 
hier Monate schwerster, für die meisten Truppen ungewohnter, sehr 
ermüdender und lästiger Arbeit. 
So kam es, daß man eigentlich seit Beginn des italienischen Krie¬ 
ges niemals dazu gelangt war, in einer regelrechten ,,Stellung" zu 
kämpfen. Fast ein Jahr lang hatten die Truppen an Steinriegeln oder 
in „angekratzten" Gräben gefochten und in bescheidenen Unterständen, 
in Dolinen, unfertigen Kavernen oder natürlichen Höhlen notdürftigen 
Schutz vor Wetterunbill und feindlichem Massenfeuer gefunden.
	        
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