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Dio Herbstoffensive gegen Italien
nicht zu besorgen hätten, von dort in der südlichen Flanke angefallen
zu werden; auch konnten nur dann die bis Karfreit gelangten Kräfte
über Robic durch das Natisonetal, gegen Cividale vorbrechen.
Vorstehende Erwägungen hatten einen bestimmenden Einfluß auf
die Abfassung der Weisungen für den Angriff.
Die Angriffsbefehle
Hiezu Beilage 24
Die Masse der Infanterie der 14. Armee rückte erst am 22. Oktober
in die genauestens ermittelten Ausgangsräume ein. Sie hatte daher nur
wenig Zeit, um sich mit ihren meist sehr schwierigen Angriff saufgaben
vertraut zu machen. Um das Einrücken dieser neuen Truppen in die
Stellung nicht zu verraten, hatten deutsche Vorkommandos und Er¬
kunder die österreichische Kappe zu tragen. Die öst.-ung. Truppen, die
im Flitscher Becken das bh. IR. 4 der 55. ID. ablösten, erhielten den
Fes, und der Imam des Regiments ließ auf dem Rombon inmitten alpen-
ländischer Kämpfer auch weiterhin seinen Ruf zum Gebet erschallen.
Die Anweisung für die Durchführung des Unternehmens erfolgte
durch eine ganze Reihe von Befehlen. Diesen waren Besprechungen zwi¬
schen den höheren Kommandanten vorausgegangen. Sehr bedeutungs¬
voll waren jene, die die beiden verantwortlichen Männer des deutschen
14. Armeekmdos., Gdl. Below und GLt. Krafft, mit dem Kommandanten
des I.Korps, Gdl. Krauss, geführt hatten. Alle drei Generale waren
sich darüber einig, daß der Tagliamento nicht das Mindestziel der
Offensive sein konnte; ihre Absichten reichten im Gegensatz zu jener
der k. u. k. Heeresleitung darüber hinaus. Aus den Darlegungen des Gdl.
Krauss war im besonderen zu entnehmen, daß er gewillt war, die
Italiener zu überrennen, nicht mehr zum Stehen kommen zu lassen und
den Stol in einem Zuge zu nehmen1).
Da GLt. Krafft nach gelungenem ersten Durchbruch eine neue
Abwehrfront des Feindes auf den Höhen östlich von Cividale, mit dem
linken Flügel etwa auf dem Mt. Juanes, erwartete, sollte das I. Korps
den italienischen Nordflügel umfassen. In der Folge gedachte man die¬
ses Korps nach rechts in die Venetianer Alpen vordringen zu lassen,,
!) Kr äff it, I, 31. — Krauss, Die Ursachen unserer Niederlage, 2. Aufl.
(München 1921), 220. — Derselbe, Das Wunder von Karfreit (München 1926), 24 f.