Volltext: Das Kriegsjahr 1917 ; 6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ; (6. Das Kriegsjahr 1917 ; [Textbd.] ;)

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Die Kriegspläne für das Kriegs jähr 1917 
setzen sehen. „Bei der Entschlossenheit, mit welcher England gewillt ist, 
den Krieg bis zum äußersten zu führen", läßt sich der Feldmarschall 
vernehmen, „erübrigt sich nur, auch das Mittel des U-Bootkrieges mit 
aller Rücksichtslosigkeit anzuwenden — trotz der diplomatischerseits 
geltend gemachten Besorgnis, es würden dann auch Amerika, Holland, 
Dänemark usw. usw. den Krieg an uns erklären . . , U-Bootkrieg und 
eine Aktion zu Land sind die einzigen Mittel, die wir haben, den Krieg 
für uns günstig zu wenden, ehe unsere Kräfte aufgebraucht sind und ehe 
die Entente mit erdrückender Übermacht gemeinsam über uns herfällt." 
Wenn auch in dieser lediglich für die Operationsabteilung bestimm¬ 
ten Denkschrift über die Front, an der die „Aktion zu Land" stattzufin¬ 
den hätte, noch nichts gesagt ist, so ist es doch kaum zu bezweifeln, daß 
Conrad von Haus aus den italienischen Kriegsschauplatz vor Augen 
hatte. In Kenntnis der Besprechungen, die am 6. und am 7. Jänner zwi¬ 
schen den Heeresleitungen der Entente zu Rom abgehalten worden waren, 
rechnete er mit einem gleichzeitigen Angriff der Feinde an der franzö¬ 
sisch-italienischen und an der russisch-rumänischen Front, wobei er es 
wegen des Zustandes der Truppen wohl für möglich hielt, daß der 
Angriff an der erstgenannten jenem an der zweitgenannten Front vor¬ 
ausgehen werde. In einem Nebenangriff der Entente auf dem Balkan 
erblickte der Feldmarschall lediglich eine nicht unwillkommene Schwä¬ 
chung ihrer Hauptkräfte. 
Daß in den weiten Räumen des Ostens dem Feinde noch ein grö¬ 
ßerer Erfolg winken könnte, hielt Conrad für wenig wahrscheinlich. Die 
Verhältnisse an der Westfront erklärte er, als er später seine Auffassun¬ 
gen der deutschen Heeresleitung mitteilte, nicht genügend überblicken 
zu können. Von den beiden Druckstellen des Feindes, die für die öst.- 
ung. Kriegführung in Betracht kamen, Lemberg und Triest, schien ihm 
die zweitgenannte jedenfalls die viel gefährlichere zu sein, wie über¬ 
haupt nach seiner Ansicht die Kriegslage auf dem Karst weitaus am ge¬ 
spanntesten war. Wohl hatte hier der Verteidiger in neun für ihn wie 
für den Angreifer gleich ruhmreichen Schlachten gegen eine bis zuletzt 
gewaltige Übermacht an Mann und Gerät standzuhalten vermocht. Aber 
das Schicksal von Triest mochte doch allmählich bedenklich werden. Ein 
Durchbruch des Feindes im Görzischen würde in das Abwehrgelände der 
Mittelmächte an empfindlichster Stelle eine Bresche schlagen und böte 
der feindlichen Übermacht in einem Bewegungskrieg Gelegenheit, ihre 
Kräfte in verderblichster Weise zu entfalten. Die Italiener zählten schon 
für sich allein 750.000 Feuergewehre; ihnen konnten aber von ihren
	        
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